DER IDIOT. Erzählung. Band II.

E-VERLAG. BERLIN seit 1998. Verlagsnummer: 02P/20-02-95
Erzählung: <Paul>. Band II.
MobilVerlag (¿.) Berlin 2008. 01Sep2009. ©Harald Settele

Wie weit sind doch die Straßen
weiß und kühl
mein Kind liegt wo am Wegrand 
an jeder Kreuzung erwartet mich die Leere
und weht mich an
und singt
und wie im Traum nur wähl ich meine Wege 
ein Lächeln gleitet mit mir
läßt meine Fragen tanzen
läßt meine Antwort eine Freundin sein
und macht mich leise weinen 
auf meiner dunklen Seele
spielt die Welt ein altes Lied


Der Idiot steht im Schweigen des Parks. Anfüllen mit durchworteter Sprachlosigkeit. Ach du, Baum. Er sprichts still. Hebt auf: ein Blatt. Herbstschnuppe. Da hört etwas auf. Kreislauf, und doch unwiederbringlich. Oh, sagt der Idiot sanft. Meinem Freund Paul bringen, dieses Blatt. Der versteht. Steckt es vorsichtig in sein Portemonnaie. Leute haben es beobachtet. Nicht verstanden. Er schaut ihnen nach. Hastende. Ängstliche, starke Menschen. Vorwärts, weg von ihm. Wie recht sie haben. Sie haben immer recht. Weil sie stark sind. Eine Erinnerung macht ihn seufzen. Blick umher: wo ist die junge Frau, die ihn zu einem Kaffee einlud? Sie war freundlich zu ihm. Er sah sie einmal mit Paul. Junge Menschen. Schönes Paar. Sahen ihn nicht. Ohne Kaffee ging er nach Haus. Milde, einsam. Vor so viel junger Verständigung. Ob sie sich lieben? Etwas zerbricht in seinen Augen. Flüstert einen Namen. Frauenname. Dein großes, warmes Herz. Tränen. Es liegt so lange zurück. Als er noch. Er weint. Zieht sein Taschentuch hervor. Hält Augen und Mund hinein. Wie ein Kuß. Hält es in den Wind. Der voll ist von Herbstschnuppen. Zeitschnuppen. Er sieht ihnen zu. Möcht mit ihnen tanzen. So leicht gefallen. Ein letztes Mal. Ihr Herbst, sein Herbst. Zögernd geht der Idiot nach Hause. 
Auf dem Weg die Kneipe. Er fröstelt und es ist noch weit nach Haus. Geht hinein. Sitzt am Fenster. Still. Trinkt warmen Tee. Gewärmt. Zufrieden. Als lägen keine Jahre hinter ihm. Als beginne er eben erst. Es ist ein Wunsch. Wir wollen in manchen Momenten ganz von vorn anfangen. Schuldlos. Beginnend. Die Straße auf die er blickt ist ohne Geschichte. Neu. Ein Bild. Er möchte es ergründen. Will hinein. Er lächelt. Kind. Sein Gesicht das eines gefaßten, älteren Herrn. Er geht hinaus. Der Wirt läßt ihn. Abkommen mit Paul: Paul wird die Rechnung bezahlen, bei Gelegenheit. 
Fröhlich geht der Idiot die Straße hinunter. Zum ersten Mal. Tritt, Schritt, Platten aus Stein. Noch eine. Muster darauf. Risse, Helligkeitsunterschiede im Stein. Völlig leicht geht der Idiot drüber hin, mit dem Schritt des Schuldlosen. Schuldlos vor diesem Moment. Der noch nicht mit seiner Erinnerung verknüpft. Könnt er alle Erinnerung verlieren! Er wär ein Glücklicher. Ein im Glück Verlorener. Doch noch hält sich der Idiot in den Verstrickungen seines Gehirns. Orte die er weiß, Gesichter die er kennt. Lenkt seine Schritte jetzt zu Herrn Hölderlins Kiosk. Steht dort vor dem Verschlag, lächelt verschmitzt, sagt: na? Auch Herr Hölderlin lächelt. So fröhlich heut, sagt er. Ein Schokoladenriegel, verpackt in blaues Papier. Hier bitte, sagt Herr Hölderlin. Der Idiot kaut dankbar. Bleibt bei Herrn Hölderlin, bis der seinen Kiosk schließt. Beobachtet die Kunden. Noch etwas trinken gehn zusammen. Noch zu zweit eine gnädige Stunde zusammensitzen. Herr Hölderlin nimmt den Idioten mit in die Kneipe. Am Nebentisch Leute. Paare. Männer und Frauen die miteinander laut sind. Haben Sie Kinder, fragt der Idiot Herrn Hölderlin. Der sagt: ich hatte eine Frau und zwei Kinder. Es ist lange her. Dann schweigt er. Der Idiot ist erschrocken. Er ist da in etwas hineingebrochen. Ein Fluch, eine Furchtbarkeit. Herr Hölderlin spricht jetzt weiter: Der Krieg. Eine Bombennacht. Ich kam erst morgens zurück und fand den ganzen Häuserblock zerbombt. Der Idiot zittert. Ja, Bomben. Er weiß es noch. Er hat Herrn Hölderlins Alter. Der Krieg, sagt er still. Herr Hölderlin fragt: haben Sie ihre Familie auch im Krieg verloren? Nein, sagt der Idiot. Nicht die Bomben. Ein Schmerz im Kopf. Sie leben noch. Er weiß nicht wo. Er kann es nicht mehr denken. Er sagt: wissen Sie, ein Haus, da waren sie. Ich auch. Sie lebten aber so fest, ja? Ich nämlich nicht. Sie waren aber sehr fest. Sie lachten mich aus, weil ich weinen mußte. Zuerst nicht, aber dann war das mit... Leute auf der Straße, Burschen. Die haben mich verprügelt und ich weiß doch nicht warum. Ich konnte nicht verstehen, daß man so etwas tut. Sie haben viele verprügelt. Die Nazis, fragt Hölderlin. Der Idiot blickt verstört. Sie haben die Leut weggebracht, viele. Mich haben sie einmal geholt. Sie waren böse weil ich in einem Chor gesungen habe mit Kollegen nach Schicht. Ich bin nicht mehr hin danach. Sie haben mich geschlagen. Meine Familie, sie waren auch bös mit mir, weil ich nicht mehr zum Singen gegangen bin. Und ich mußte dann oft weinen. Ich war nämlich manchmal schon draußen, wissen Sie, da wo ich jetzt immer bin. Er hält Herrn Hölderlins Arm fest. Und ich konnte es ihnen doch nicht erklären. Herr Hölderlin schweigt. Er kennt die bösen Kränkungen dieser Zeit. Man kann wenig dazu sagen. Er denkt an lange Spaziergänge, allein, schweigend. Dann zurück nach Hause. Dort die Vorwürfe. Sie haben ihn gebraucht. Sie haben sich Sorgen gemacht. Viele blieben ja damals einfach fort. Man hatte Angst um ihn. Und er läuft in aller Ruhe umher. Nutzlos. Als habe er keine anderen Verpflichtungen. Er hatte zu den Vorwürfen geschwiegen. War Tage später wieder allein gegangen. Oft, Über die Jahre. Durch Häuserschluchten. Nachts. Und eines Morgens fand er das Haus zerbombt. Er sagt nur: ja, man kann es nicht erklären.
Es war einer jener Abende an denen Maurice ziellos durch die nächtlichen Straßen ging, wie er als Jugendlicher viele Nächte durch die Straßen seiner Heimatstadt gestreift war. Denn die Ziellosigkeit ist der Nichtort. Maurice' Heimatstadt wurde durch seine jugendliche Ziellosigkeit schließlich zum Nichtort, so sehr er sie liebte. War getrieben, seine Heimat im Nirgendwo zu suchen, das er durchstreifte. So an diesem Abend.
Doch ahnte Maurice an diesem Abend ein vages Ziel: er war unterwegs zum Idioten.
Er lächelte verzweifelt. Einmal ein Ziel in der Ziellosigkeit zu spüren: einen Ziellosen. Er lachte kurz und laut. Unsere Katastrophen wiederholen sich ein Leben lang.

Er ging hastig im Tanz der Erinnerungen. Doch entging er ihnen nicht. Elend war ihm. Hatte er doch alles aus dem Dunkel reißen wollen. Alles Unbekannte das ihn zerrüttete ans Licht bringen wollen. Mittels Worten. Durch scharfes Nachdenken. Die Kränkungen eines Mennschenlebens. Was hatte er denn bewirkt? Eine Träne von Zeit zu Zeit. Doch das Große war nicht eingetroffen, auf das er in seiner Jugend gehofft. Ein Durchbruch hätte er erreicht werden sollen, eine Läuterung. Eine Klarheit. Heute lachte er zynisch darüber. Um seine abgrundtiefe Enttäuschung und seinen Schmerz zu zerreißen.
Auf seinem Weg traf er Paul. Er stellte es sich vor: Paul, federleicht. Sie schauen traurig aus, Maurice. Lassen Sie nur, wir sind ganz einfache Menschen. Ich weiß, es gelingt Ihnen nicht das einzugestehn. Wie es Ihrer schönen Gefährtin nicht gelingt, deren Liebe ich darüber verlor. Weil ich meine Gewöhnlichkeit offenlege und Ihr mühsames Festhalten am Besonderen belächle.
Aber sie liebt ja Sie, schrien Maurice' Gedanken, eben deshalb liebt sie Sie.
Paul lächelt. Sie liebt mich nicht, mein lieber Maurice. Ich bin ihr ein Rätsel, das ist alles. Ein Wind aus einer fremden Welt. Seien Sie sicher, Hannah liebt Sie. Wir lieben den uns vertrauten Hauch, der uns den anderen zur Heimat macht. Die Neugierde auf Rätsel und Reize des Fremden ist eine andere Sehnsucht. Sie ist der Auftrag eine Heimat zu suchen, aber nicht ein Hauch von Heimat, wie die Liebe. Glauben Sie mir, Hannahs Liebe hat niemals mir gegolten. 
Maurice löschte das Bild. Er war abgeschweift. Seine Suche war zwischen den weichen Worten einer Vorstellung versunken. Das Dunkel hatte er ergründen wollen.

Doch da stand wieder Paul. Blickte so freundlich nach ihm. Wohin wollen Sie denn noch, Maurice? Gönnen Sie sich doch ein Lächeln, ein Spiel. Eine Freude. Einen wirklichen Schritt.
Ich bin ja dabei, sagte Maurice laut vor sich hin. Doch es mag mir nicht so leicht gelingen. Ich bin auf dem Weg zum Idioten, doch es ist kein so federleichter Weg für mich.
Er ist Ihnen zu ähnlich, sagte Paul.
Maurice blieb stehen. Er war diesmal nicht völlig abgeschweift in seinen Vorstellungen. Der Idiot ihm ähnlich. Verwirrte Schritte, ohne die Leichtigkeit eines Spiels. Leicht nur wie ein Verlorener. Ratlos sein. Hilflos, selbst ohne die kleine Hilfe eines Lächelns. Gescheitert an der Frage nach dem Wesen des Menschendaseins. Die eine sehr ernste Frage ist. Eine Frage, in der so viele Niederlagen schlummern. Maurice fühlte sich als Verlierer. Was hatte er erreicht? Dieser Paul. Maurice' eigentliche Niederlage war dieser Paul.

Maurice faßte einen Entschluß. Kehrte in seine Wohnung zurück. Traf Vorbereitungen. Er würde reisen. Traf sich noch spät in der Nacht mit Hannah. Abschied feiern, wie er sagte. Er war guter Dinge. Hannah überrascht von der Plötzlichkeit seines Entschlusses. Hörte ihm schweigend zu. Begriff etwas. Das ihr nicht gefiel. Das Maurice selbst zu leugnen schien mit seiner Entschlossenheit. Das langsam die Hände nach ihm ausstreckte. Doch sie hielt ihn nicht ab. Begriff, daß er aufbrechen mußte. Fragte nicht nach Sinn und Zweck. Nach Gründen. Sie vereinbarten, daß Maurice ihr seine jeweilige Adresse zukommen lassen würde. So könnten sie in brieflichem Kontakt bleiben. Es war wie eine Erleichterung für Hannah, diese Abmachung. Sie war jetzt auch bemüht, die Reise in einem guten Licht zu sehen. Maurice würde Länder bereisen. Ankünfte an Bahnhöfen, Häfen, in Hotels. Beobachtungen machen. Sie beneide ihn. Lieh ihm bereitschaftlich Geld. Machte Vorschläge, den Verlauf der Reise betreffend. Ihre Bedenken nun völlig verkehrt in Zuversicht. Blick nach vorn, der den anderen mitreißt. Sie erwähnte jetzt Maurice gegenüber ihre anfängliche Sorge. Belächelte sich und ihre Mütterlichkeit. Die wohl dafür verantwortlich sei. Maurice zuckte nur die Schultern. Räumte ein, daß sein Aufbruch zu einem Teil wohl auch eine Ausflucht sei. Man werde sehen. Man wisse vorher eben nie. Deshalb sei ein solches Unternehmen ja notwendig und richtig. 
Als Hannah Tage später Paul von Maurice' Abreise erzählt sagt der nur: so. Seine Augen sagen mehr. Dinge, die nicht mehr erwähnt zu werden brauchen. Er sagt: dann wirst du in nächster Zeit schöne Briefe erhalten. Darum beneide ich dich.
Hannah lächelt ihm zu. Ich mag es, wie du alles mit offenen Armen aufnimmst. Paul ist etwas betreten. Ich kann doch die Welt auch nicht schöner machen, als sie ist, sagt er. 
Herr Hölderlin schwänzt seinen Kiosk. Trifft sich lieber mit Paul. Ein Telefonanruf. Abgemacht. Dann miteinander sitzen. Ihr Bekannter war neulich bei mir am Kiosk, der alte Herr, sagt Hölderlin. Der Idiot? fragt Paul. So nennen Sie ihn? Herr Hölderlin ist etwas konsterniert. Generation, welche die Worte noch ernst nimmt. Ach, lacht Paul, nehmen Sie das nicht so wörtlich. Sehen Sie, er ist mein Freund. Was gäbe es da für Einwände? Herr Hölderlin lächelt. Zuckt mit den Schultern. Sehn Sie, sagt Paul, Sie sind ja auch dazu fähig. Wozu? fragt Herr Hölderlin? Na, hinter dem Rücken der Wörter eine leichtere Wirklichkeit zu sehen. Die meisten Leute nehmen die Wörter nämlich sehr genau und ernst. Sie verstehen dabei aber immer nur einen Teil ihrer Bedeutungen. Den ersten Eindruck, den ein Wort hinterläßt, sozusagen. Mehr hören sie nicht. Worte verstehen sie wie Urteile. Endgültig. Zumindest vorläufig verbindlich. Gewiß, man könnte sich über die Endgültigkeit eines Wortes verständigen. Mittels Verhandlung über das Wort und Revision des ersten Urteils. Mit juristischer Strenge und Gründlichkeit. Herr Hölderlin grinst. Ihr Plaidoyer gegen das Beamtentum in der Sprache ist vortrefflich, werter Herr. Fahren Sie doch fort. Aber bitte, sagt Paul. Meine Rede richtet sich ja auch gegen andere Ernsthaftigkeiten, oder gegen anderes Beamtentum, wenn Sie so wollen. Sehen Sie sich zum Beispiel meine Generation an. Sie hat sich nach einer ausgeflippten Jugend in beamtenwürdiger Ernsthaftigkeit verschaukeln lassen, wie alle Generationen. Sie ist an der schweren Seite der Welt hängengeblieben. Sie nimmt alles plötzlich toternst, nachdem die Jugend gar nicht irre genug sein konnte. Aber die Leichtigkeit der Welt entgeht ihr. Das Schöne am Ungewissen. Daß wir nie wissen, wozu das alles geschieht! Daß es sich herausstellen könnte, daß wir jahrtausendelang immer alles völlig falsch gemacht haben und es im Grunde nur zum Lachen wäre und sonst nichts! Sie kennen sicher das Gefühl, daß mit den Jahren alles leichter und gleichgültiger wird.
Ja, sagt Herr Hölderlin. Ich hielt das aber immer für einen Verlust. 
Sicher, sagt Paul, aber es ist ja auch eine Erkenntnis. Wir begreifen da endlich, daß viel weniger der Dinge die wir tun wirklich Bedeutung für uns haben, als wir immer dachten. Und sehr viele, scheinbar nebensächliche, stürzen uns in Abgründe. Wenn uns die großen Ernsthaftigkeiten der Welt zu langweilen beginnen, dann deshalb weil wir ahnen, daß sie für unsere Fragen als Menschen recht unwichtig sind. Es haftet ihnen nur das Schwere an, das Bedeutungsvolle. Deshalb nehmen wir sie so wichtig. Weil wir gerne glauben, das Bedeutungsvolle, das Ernste der Welt lenken zu können. Und haben dabei schon eine Wahrheit übersehen: die Leichtigkeit der Welt, die die Welt in hunderttausende von Möglichkeiten zerreißt, die wir nicht in den Griff bekommen. Da ist die Welt zu einem Teil so unendlich leicht, daß wir in ihr treiben, kleine Nachen mit Spielzeugrudern im Sturm. Wir vermögen nicht, den Fortgang der Welt zu beeinflussen. Weil wir nicht Herr, sondern Publikum der Möglichkeiten sind. Denken Sie an den Idioten. Er ist völlig in der Leichtigkeit verloren. Auch in der der Sprache, die im Strudel der Möglichkeiten nichts mehr nennen kann.
Herr Hölderlin nickt. Aber es gibt doch auch das Verlorensein in der Schwere, sagt er.
Nein, sagt Paul. Der Schwere geht man auf den Leim. Sie holt einen. Packt zu, wie Raubtiere zupacken. Aber an die Leichtigkeit kann nur der Mensch verlorengehen, denn nur er erkennt die Möglichkeiten und kann sich in ihrer Vielzahl verlieren. Ein Tier wird nicht auf diese Weise irr.
Aber ein Tier wird auch nicht depressiv, sagt Herr Hölderlin. Nicht so, wie ein Mensch.
Paul überlegt. Sie haben da recht, sagt er. Doch auch für manchen Depressiven gibt es die Leichtigkeit des Verlorenseins. Der Depressive ist nicht synonym mit dem Schweren. Die Schwere, das ist Betroffenheit. Das Ernstnehmen ohne einen Gedanken, der sich trennend zwischen den Betroffenen und die Sache stellt. Ohne von ihrem Gehirn viel Gebrauch gemacht zu haben rennen die Leute meiner Generation oft betroffen herum wie die Hühner. Schwer im Kopf mit vorlautem Geschrei. Das ist ja keine Depression.
Sie glauben also nicht, daß die Depression mit der Schwere zu tun hat? fragt Herr Hölderlin.
Nicht notwendigerweise, sagt Paul. Die Schwere, das ist die Welt die drängt. Noch bevor ein Gedanke gedacht wurde. Die Leichtigkeit aber, die weht erst im Bewußtsein von der Überfülle der Möglichkeiten. In der Ahnung eines Denkenden von seiner Geringfügigkeit im Gähnen der Jahrtausende. Die Depression, das ist bei beiden, beim Denkenden und beim Nichtdenkenden, das Fehlen einer Kraft zum Trotz. Der Idiot ist zum Beispiel oft depressiv. Ohne Kraft sich gegen die furchtbaren Wahrheiten der Welt zu wehren. Gemeinheiten, Niederlagen, Spott. Doch mit seinem Verlorensein in der Leichtigkeit hat das nichts zu tun. Es gibt sicher Depressive, die zu einfältig sind, als daß sie von der Leichtigkeit der Welt etwas ahnen könnten. Für sie ist alles nur schwer und bedeutsam. Es gibt aber auch Leute, die gehen geduckt unter der Schwere, gebeugte Leidensbrüder, doch sie sind nicht depressiv, sondern naive Aktivisten. Dazu sehe man sich meine Generation an. Die ist nicht depressiv, nicht Weltschmerzgruppe, sondern oft im Gegenteil allzuleicht begeistert. Oder eben betroffen. Sie folgt Trends zu gedankenlos. Eine Folgerhorde. Sie denkt mir zu wenig selbst nach, meine Generation.
Ein hartes Urteil, sagt Herr Hölderlin. Wie kommen Sie dazu, so über ihre Generation zu urteilen? Weil ich mit ihr aufgewachsen bin. Ich kann sie ja auch verstehen. Ich mache sie nicht unbedingt verantwortlich. Es ist mehr die Frage des Selbstvertrauens, das dieser Generation fehlt, die Aufgabe, die sie bewältigt hätte. Die Zeit in der diese Generation aufwuchs, war so rosig: sie hatten genug zu essen, Zeit zum Reisen, Geld zum Kaufen. Nur eines hatten die Leute meiner Generation in ihrer perfekten Wohlstandswelt nicht: eine eigene Aufgabe zu lösen. Sie sollten ja nur den Wohlstand erhalten und der Generation der Wiederaufbauer dankbar sein und Beifall klatschen. Begannen sie zu zweifeln, sollten sie sich still verhalten, es gehe ihnen doch gut. Die Aufbauergeneration, die ihnen sicher ein angenehmeres Leben bieten wollte als sie es selbst hatte, hatte völlig übersehen, daß ein Mensch gerne nach seinen Ideen lebt, nicht nach den Glücksvorstellungen einer Generation, deren Leiden er selbst nur aus Erzählungen kennt. Es gibt ein Bedürfnis nach eigenem Denken, eigenen Fragen. Es genügt halt nicht, einem Menschen den Gemeindeuniversalspielplatz ins Stadtviertel zu hauen und ihn ansonsten vor die Ärmelaufkrempelwelt zu stellen und seine Dankbarkeit dafür zu fordern. Schauen Sie sich doch die Kriegsgeneration an die glaubte, jetzt sei ja alles wieder da, was könnte schöner sein auf Erden als unsere Einfamilienhäuser und Einkaufsparadiese. Für sie war es ja auch paradiesisch nach einem verlorenen Weltkrieg und dem Hunger, daß sie jetzt ein ein fettes Auto fuhren und ihr eigenes Häuschen hatten. Aber werden Sie da einmal hineingeboren. Anstatt offener Auseinandersetzung mit den Fragen des Menschseins das heitere Beruferaten und das Wirtschaftswunder serviert zu bekommen, neben dem alle Vorschläge und Träume keine Berechtigung hatten! Ich versteh schon, daß das meine Generation nicht gerade zu einer selbstsicheren Generation hat werden lassen. Man tappste so durchs Wunderland. Jetzt kapiert man erst, daß nicht alles mit der Welt in Ordnung ist, weil der Wald stirbt. Weil es Atomraketen gibt. Und da glaubt nun eine Generation, endlich ihre Aufgabe gefunden zu haben. Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist schon richtig, sich gegen Rüstung und Umweltverschmutzung zu empören. Aber nur darin die einzige Weltbedrohung zu sehen und über den Menschen an sich wieder nicht nachzudenken halte ich für naiv. Denn bei den Raketen, ach Menschenkette an der Autobahn, riesiger Kinderreigen, fängt ja die Bedrohung nicht an. Oder beim Fischsterben. Doch wo sie anfängt, darüber macht sich meine Generation wenig Gedanken. Sie folgt Protestbewegungen weniger aus vernünftiger Einsicht, als eher aus der naiven Sehnsucht nach einer besseren Welt und dem Bedürfnis heraus, endlich einmal für den Lauf der Welt wichtig zu sein. Daß sie sich dabei im Moment an so rechtschaffenen Zielen orientiert halte ich für einen glücklichen Zufall der weltgeschichtlichen Vorgänge. Wo denn bitte hat die Vernunft gesiegt? Machen Sie diesen Leutchen einmal tüchtig Angst, oder zwingen Sie sie, auf ihren Wohlstand selbst zu verzichten, dann ist das alles schnell vorbei. Für wie belastbar halten Sie denn die junge Zweikindfamilie mit VW Golf?
Herr Hölderlin schaut zum Fenster hinaus. Er denkt an die Monate in der zerbombten Stadt, die Küche mit der Steinspüle und dem Blechgeschirr. Bilder aus dem Fernsehen in den Nachrichten erinnern manchmal daran, der Schlamm, die Kälte, die Ratten. Draußen fahren makellos die Autos durch eine makellose Welt.
Ein seltsamer Frieden herrscht, sagt er nach einer Weile nachdenklich.
Der Idiot spricht. 
Andre Sprach sprechen, jaja, mit Menschen, viel und überall,
ich schau und sind schon fort, wohin?
Daß mir halt keiner wehkommt, in mein Gesicht
und will mich schimpfen, weil ich nicht weiß warum.
Hörn Sie nur, da brüllt ein Auto, dort vom Platz her
wie ein Hui, lustig, nicht, die kleinen Fahrmobile, ich
hatt auch mal eins, jaja.
Schad nur, ein Piepmatz wär ich gern gewesen, so
ein Pick und Hüpf, von oben auf dem Dach und unten Stadt.
Ich kann auch singen (singt). Aber
Winter wirds und hab mein Mantel an schon jetzt.
Die kleine Sonn. Ich hab ein Buch zuhaus
vom Paul, da sind Gedichte drin, vom Winter.
Eisklirr und Schnee und kalte Füß.
Einmal, mich gabs erst kurz, war Meterschnee,
die Leute ham gefrorn. Oh ja. Und ich war Bub.
Die Mutter zog mir lange Hosen an, spiel bissel Bub,
draußen im Schnee. Der aber war bloß weiß
und hab geweint, die Schritte, wissen Sie,
war alles kaputt, zertreten, und nie mehr ohne Fußstapf.
Und so, so ist er doch am schönsten, ganz ohne Fußstapf.
Die Mutter hats ja nicht gewußt, hat nur geschimpft
weil ich so heul.
Bald fällt er wieder, schad nur, daß die Menschen drübergehn und die Mobile, die sollten ihn doch liegenlassen, vielleicht nur
einen Tag, daß endlich still wär. Und glitzerschön. Ganz eine
Zeit, verstehen Sie? Wie auf der Haut von einem Saugekind, noch
keine Jahresfalten.
Mensch, mein Gesicht ist voller Fußstapf,
da ist die Zeit gegangen, immer hin und her
man merkt es nicht und plötzlich ists zertreten.
Und kriegen halt kein neues mehr, auch nicht im Winter
doch warum?
Daß es da draußen nie aufhört mit dem Frühling Sommer Herbst
und Winter, da könnt man irre werden. 
Der Paul sagt, alles ist Verschwendung. 
So viele Flocken, und im Frühling tauts weg und regnet bloß
im Kreis im Kreis man guckt und zählts als Jahre und dann
die Fußstapf im Gesicht ich hab so viele. Und wieder Winter. Ich
krieg das Kopfschütteln davon.
Sogar die Welt dreht sich herum die ganze Zeit, was
soll denn bloß werden?
Ich glaub manchmal, die tanzt wie ich, wenn ich nix bessres weiß. Lala (tanzt).

Armer Tropf, armer Tropf, hat mir die Großmama gesagt,
die ist so lange tot.

Liebe Hannah,
ein kleines Café an einer Ausfallstraße, hinter diesem elenden Paris. Stadt meiner hugenottischen Vorfahren. Ein grotesker Gedanke! Auch hier gelingt es mir nicht, Zugang zu finden, außer in der distantesten Betrachtung. Als junger Mensch war ich schon einmal hier. Damals war ich diesem fremdländischen Treiben noch näher. Ich habe das Gefühl, ich werde langsam aus der Welt gedrängt. Nur als Zuschauer vermag ich noch an ihr festzuhalten. Mein einziger Halt sind meine Beobachtungen. Ich selbst bin ein hinausgeworfener Narr. 
Maurice
Liebe Hannah, 
Augen, Ohren, deine Sprache in gekritzelten Worten, ich red mit niemandem, es ist wie verboten. Danke, dein Brief. Die Woche wurde schnell voll hier im Hotel, dünne Zeit, Wind und Gras, Anstalspersonal, scheu huschende Französinnen, farblose Provinzpüppchen. Ich werde krank an einem Warten, das ich noch nicht brechen will. Aber aber. Bald fahr ich weiter. Deine Briefe sind hier wie eine ausländische Zeitung. Man versteht und ist doch nicht mittendrin. 
Maurice

Liebe Hannah, 
da hinterm Horizont ist nichts, rein gar nichts. Alles schon gesehen. Katastrophaler Gleichgang. Genug genug. Schreib nimmer ich fahr. Nur weiter, nicht stehenbleiben. Die Langeweile holt mich noch ein. Ich pack schon mein Kinderköfferchen. Wie ich das erste Mal allein zur Großmutter fuhr. Auch heute: alles was mir bleibt ist dieses Staunen. Sonst rührt sich nichts. Deine Briefe, schön, da ist ein Zusammenhalt in den Worten. Man braucht sich in der Tat keine Sorgen um dich zu machen. Ich komm nur nicht mehr zwischen deine Zeilen hinein. Die stehn so fest. Vielleicht, weil ich ja zu den Wänden nicht gehöre, zwischen denen ich dir schreib. 
Maurice 

Liebe Hannah, 
daß die Zeit so lang und so dünn ist! Ich warte deinen Brief nicht mehr ab, ich muß weiter. Muß wieder mehr von der dünnen Zeitluft holen. Ich schnappe nach Luft. Zeitluft, dünn, wenn man zu lange stehenbleibt. Verstehst du das? Ich weiß ja nicht, was du jetzt darüber denkst. Aber es ist schon so. Sei froh, daß du dort geblieben bist. Es ist wenigstens ein Ort. Hier ist nur das Fahren. Ich weiß nicht..
Maurice

Ein neutrales Warten in unbekannter Umgebung. Maurice beobachtete minutenlang die Kreisbewegung des Sekundenzeigers seiner Armbanduhr, silberhelle Präzision auf dunklem Untergrund mit Neonlichtrefektionen im Zifferblattglas.
Auch hier war wieder nur das Zirpen der Registrierkassen, die Cafeteriaoperette, die den allein Reisenden begleitet. Porzellanklirren, Unterhaltungsmusik, Zischen der Moccamaschinen. Monströse Zigarettenautomaten, die nie ein Mensch zweimal benutzt und die doch mehr der kleinen Päckchen umsetzen, als sonst ein Vertreter ihrer Art. Pflanzen in kaltem Licht. Uniformiertes Personal. Unterbezahlt mißlaunig. Maurice hatte plötzlich das Gefühl, nie Kind gewesen zu sein, sich immer in solch kalter, unbekannter Umgebung aufgehalten zu haben, immer auf einer Reise. In einer Zeit, wo es keine Bahnhöfe, Häfen, Bushaltestellen mehr gab, nur noch Terminals. Schlechter Kaffee zu horrenden Preisen. Unterwegs ist der Mensch ja noch immer vogelfrei, Freiwild für Wegelagerer. Man sieht die Gesichter kein zweites Mal und wird sich nie rächen können.
Weiterfahrt ans Meer. Maurice bekam Angst, den Zug zu versäumen, obwohl noch eine gute halbe Stunde Zeit war und verließ die Cafeteria. Ging zwischen stehend Wartenden umher. Floh vor Blicken. Ging hinter dem Rücken der Leute vorbei. Wie man in einer Galerie geht. Die Wartenden blickten auf einen erwarteten Zug. Maurice schien es, als sähen sie alle etwas, was ihm als einzigem entging. Keiner rührte sich. Wie in Betrachtung. Nur er ging umher, denn er sah nichts.
Zuletzt fuhr sehr plötzlich und sehr gewaltsam der Zug ein. Maurice eilte in ein leeres Abteil und schlief bald ein, nachdem der Zug angerollt war.

Wie der wortreiche Wahnsinn mir nahe rückt
hier wie dort nicht ein Wort
mag ich noch sprechen
nur entsetzt schweigen
Maurice

Hannah und Paul sind zusammen essen gegangen, sprechen über Maurice, dessen Briefe und Karten verwirrter werden. Paul fragt: wie war denn euer Verhältnis in der Zeit vor seiner Reise? Hannah schweigt lange, dann sagt sie: abwägend.
Lisa. Nie ausgesprochener Name. Maurice hat sich mit ihr getroffen. Ob Paul das weiß? Neue Augen, Rätsel. Die Verlockung des Außergewöhnlichen, verheiratete Frau, die ein Verhältnis mit Paul hat. Eine Nuance von Freiheit, die Maurice phasziniert hatte. Was suchte er? Hannah blickt Paul an. Wußtest du, daß er sich mit Lisa getroffen hat? Paul hebt die Augenbrauen. Nein, sagt er. Was meinst du, sich mit ihr getroffen hat?
Er hat sie vor ihrem Haus abgepaßt. Sie eingeladen. Sich mit ihr mehrere Male verabredet. Ich weiß fast nichts darüber. Er hat es beiläufig erwähnt und Fragen brüsk zurückgewiesen. Er sagte einmal, daß es ihn verwirrt. Lisa hat es dir nicht erzählt?
Paul verneint. Sie sagt mir vieles nicht. Wir sind eine Art Wochenendliaison. Ohne die Wochentage, weißt du. Ich kenne Lisa im Grunde schlechter als dich. Ich denke, sie hätte es mir erzählt, wenn es ihr etwas bedeutet hätte. Vielleicht wollte sie nicht, daß ich es dir sage bevor du es von Maurice erfährtst. Keinen Verdacht streuen, so etwa. 
Hannah lächelt. Aber der Verdacht war sowieso da. Eben das trat zwischen Maurice und mich.Ich wußte nicht mehr, was in ihm vorging.
Paul sagt: hast du ihm denn von unserem Abend erzählt? Hannah blickt erschrocken auf. Nein, sagt sie.
Er hat vielleicht etwas gespürt, sagt Paul. Nicht gerade, daß wir so eine Begegnung hatten, aber unser Verhältnis ist vielleicht spürbar anders geworden. Habt ihr nie darüber gesprochen?
Nein, sagt Hannah. Was meinst du, unser Verhältnis?
Die kleine rote Lok auf ihrem Regal.
Paul sagt: du weißt, daß ich dich begehre?
Sein Weinen vor dem Spiegel, nachdem Hannah fort war. Der Narr, der sich verweigert hat, entgegen seinen Wünschen. Weil er zum Narren gehalten war.
Hannah sagt nur: aber Paul...
Paul lächelt vorsichtig. Was hast du eigentlich von mir gedacht? Daß man mit mir spielen kann, weil ich ein Spieler bin? Aber doch nicht auf so eine Weise!
Hannah lacht. Du hast recht, ich war sehr egoistisch damals. Und heute? Pauls Augen. Er spielt mit den Fingern seiner rechten Hand an seinem Glas. Er ist schüchtern. Hannah bemerkt es und ist gerührt. Was würde denn Lisa dazu sagen? Hannah hat es gefragt. Frech. Es ist eine Einwilligung. Sie hat ihre Hand auf Pauls Bein gelegt.
Du machst Witze, sagt Paul, eine Frau, die mich permanent mit ihrem Mann betrügt!
Sie lachen. Dann wird Paul ernst. Und Maurice, fragt er.
Hannah wird still. Ich liebe ihn, sagt sie nachdenklich.
Merkwürdiges Puppenspiel, sagt Paul, es sieht so gar nicht nach einem happy end aus.
Laß uns trotzdem gehen, sagt Hannah und küßt ihn. 
Als Maurice Kind war. Es wurde Inhalt seiner Vorstellung. Er fühlte eine Verwandtschaft zu sich, zu der Vorstellung von sich, als er Kind war. Als er noch kaum ich sagte. Ich, wie eines der Worte für die Dinge. Ich gesagt, lange bevor er gewußt hatte, daß es bedeutete er sei eine Person. Die anderen andere Personen. Erinnerung zu haben an einen Zustand vor diesem Wort. Als Maurice Kind war. Er glaubte, wieder in einen solchen Zustand zurückzufallen. Wortloser Zustand. Kind. Alles. Dinge, die ihn umgaben, über die er nichts dachte. Keinen Gedanken. Offene Dinge, ohne Gedankendach. In die es regnete. Das Alles. Alles war offen. Auch die Menschen. Bevor er wußte was eine Person war. Bevor dieses Wort ich mehr war als nur ein Laut. Bevor es mit Getrenntsein verbunden war. Nicht mehr alles, er sie ich. Drei Personen. Wo ist denn unser Maurice? Ja, wo war er. Maurice glaubte, daß sie es nie herausgefunden hatten. Vor dem Wort ich war er bekannt gewesen. Den Eltern. Danach nicht mehr. Vorbei die Unbeschwertheit der offenen Türen. Vorbei aber auch die Katastrophen des Tadels. Jemand der ihn schimpfte, erreichte dieses ich nicht. War jemand, der nichts davon begriff. Nicht mehr das allumfassende Schlimme traf das wehrlose Kind.
Maurice heute.
Wieder schutzlos. Wände seines Hotelzimmers, die ihn prügeln. Nach draußen. Er sagt: ich muß hinaus. Doch das Wort hat keine rettende Kraft mehr. Er muß tatsächlich hinaus. Ist wieder zum bloßen Laut geworden, der nichts hält. 
Maurice ging aus dem Zimmer. Lief hinaus in den Regen. Fror. Im Zimmer sein Mantel. Wußte es. Doch es war so belanglos. Maurice, im Regen ohne Mantel, ging die Straße entlang. Der Regen wurde stärker. Maurice sah nichts mehr. Summte durch zusammengepreßte Lippen seine Kälte. Machte stumm Schritte. Eine Tür öffnete sich. Wink herein. Maurice fühlte sich auf einen Stuhl geschoben. Ein Handtuch. Eine Tasse Kaffee. Er sah sich um, nachdem er sein Gesicht getrocknet hatte.
Alter Mann hinter dem Thresen. Schaute ihn freundlich an, sagte etwas über das Hundewetter. Beruhigende Festigkeit in der Stimme. Freundleiche Augen. Vater. Beschützt sein.
Trinken Sie nur. Geste der Hand, die die Pflicht zu bezahlen verscheucht.
Maurice war sehr dankbar. Aber stumm. Der Alte lächelte, als er das Handtuch zurücknahm. Redete wieder. Maurice blieb wieder eine Antwort schuldig. Spürte, wie er Wohlwollen verlor mit seinem Schweigen. Der Alte ging wieder hinter den Thresen. Maurice faßte sich an seinen ruhigen Bewegungen. Er dankte mit schwacher Stimme. Blieb. Wehrte eine zweite Tasse ab. Spürte, wie ihm Blicke folgten, als er ging. Das erste Mal, daß ihm solche Blicke folgten. So hatte er dem Idioten nachgeschaut. Er ging schnell auf sein Zimmer. 
Ein Abend. Durchwachte Nächte, einzig Frage gewesen, Schmerz, ohne daß Maurice seinetwegen Mitleid mit sich empfunden hätte. Grelle Tage. Hastige Mahlzeiten. Dann endlich schon der Abend, den Maurice in einem Speiselokal zubrachte.
Am Nebentisch Leute. Er hörte jemanden fragen: "Warum kämpfst du immer?" Wie weit sich unter Maurice eine Ebene ausbreitete. In der Nacht war. Er schloß die Augen und sah hinab. Wollte sich abstoßen, die Flügelarme breiten und hinabgleiten.
Er bestellte noch Kaffee. Rauchte. Schaute auf den Punkt, wo die von der Zigarettenglut aufsteigende Rauchsäule sich bricht, windet. Stakkato aus Krämpfen, irrer Takt aus Zuckungen. Darunter die nachtschwarze Ebene, so tief, weit, still. Maurice leerte die Tasse. Schwarz, dachte er, schwarz in mich hinein. War er Kind. Erwachte und lief ans Fenster, das so schwarzglänzend ragte. Und die Nacht. Tränen auf den Wangen hatte er das Haus verlassen. Siehst du das schwarze Tier in der Ecke? Du siehst es nicht doch es ist trotzdem da und wartet bis du eingeschlafen bist und es dich verschlingen kann. Er floh vor dem Raubtier in die Nacht aus Raubtieren. Im Schlafanzug barfuß den Weg hinunter.
Endloses Land. Land ohne Licht.
Er war gerannt. Warum war er noch gerannt. Maurice lachte plötzlich auf. Immer hast du gekämpft.
Er hörte eine Melodie in seinen Ohren, wie ein Cello, das eine Fuge spielt. Sah hinab in die Ebene. Schwarze Hügel, schwarze Felder, lichtloses Land. Sein Land. Stellte die Tasse ab. Ein Nachtraubvogel breitete die Flügel und ließ sich geräuschlos hinabtreiben. Eulen, deren Augen parallel stehn, wie beim Menschen. Furchtbares Gesicht des Nachtvogels. Maurice ließ los. Fühlte endlich einen Moment der Schwerelosigkeit, endloser Leichtigkeit. Lächelte. Dann den Fall. Öffnete die Augen. Der Tisch, die Tasse, der Zigarettenqualm. Doch er fühlte sich weiter fallen. Er erhob sich und wollte an der Theke bezahlen. Doch er brach nach zwei Schritten zusammen. Eine barmherzige Schwärze nahm ihn auf. Still. Still. Still. 
Wir sparen uns die Szenen mit dem Krankenwagen, der Notaufnahme, der Kreislaufspritze, dem Taxi zurück zum Hotel. Wir alle wissen, wie so etwas funktioniert. Man steht es durch, verärgert, ohnmächtig, gedemütigt. Gebrochen. Und ist am Ende nicht das, was die Helfer denken: gerettet.

Wie sich die Befindlichkeit verändert, sobald man vor die Tür tritt, ins Öffentliche, res publica, die die Stille des Hauses umsteht. Hier singt der öffentliche Wahnwitz seinen Stottergesang, hier ist der Ort der Geschwindigkeiten, deren Ursprung nicht mehr festgestellt werden kann. Man hat den Eindruck, die res publica war von jeher schnell. Nur frühmorgens fehlt dort in den leeren Straßen dieses nervöse, laute Tier, das den Menschen in einem Städterleben treu begleitet, diese res publica.
In sie eintretend ist man plötzlich einer ihrer Bestandteile, sandkörnern bewegt man sich in ihr umher, die keinen klar erkennbaren Körper hat, niemand könnte diesen je in seiner Gesamtheit überschauen oder auch nur einen wesentlichen Bruchteil davon nennen. Wie anders ist das auf dem Dorf. Die res publica ist nur in der Stadt uferlos, und diese Uferlosigkeit macht die Grundbefindlichkeit eines Städters aus, der vor seine Tür tritt, aus der Definierbarkeit, der Erfaßbarkeit der res privata hinaus in die Öffentlichkeit. Ein Sprung in den Strom, ein Hinaustreten in den Wind aus Zeitschnipseln, Bewegungschoreographien, stetigen Möglichkeiten der Überraschung, Konzert des Unbekannten. Da singt die kleine, laute Momentzeit ihr mächtiges Lied, das einen sofort ergreift, man selbst ist eine kleine Melodie darin, ein kurzer Aufschrei oder ein langer Summton, der über die Notenlinien seinen Weg sucht und kaum wahrnehmbar ist im Gesamtkonzert. Man begreift seine Kleinheit, seine ans Lächeln bringende Beiläufigkeit und wird so einer egozentrierten Ernsthaftigkeit enthoben in ein partikelhaftes Getriebensein, Gespültwerden, emsiges Ameisensein. Tritt einer druff, erkennt man schon nach Momenten den Stiefelsohlenschaden nicht mehr. Ambulanzen waren da, zwei, drei emsige Helfer im Meer der untätigen Schaulustigen. Bald krabbelt die res publica weiter, als wäre nie etwas geschehen. Sogar im zerbombten Berlin, wo sich bereits Stunden nach dem Angriff Trampelpfade durch die neuen Trümmergrundstücke gebildet hatten. Die res publica der Menschen ist nicht aufzuhalten. Wie die Ameisenplage. 
Paul geht nachdenklich durch die Straßen eines frühen Morgens. Das Frühstück bei Hannah, wie sie beide saßen und schweigend hofften, daß an diesem Morgen kein Brief von Maurice kommen würde.
Vor seinem Haus trifft er den Idioten. Endlich kommen Sie, sagt der. Ihr Freund hat mir vor ein paar Tagen eine Karte geschickt, schaun Sie. Hübsch, nicht. Das ist das Meer. Er zeigt Paul eine Postkarte. Ihre Rückseite ist unbeschrieben. Der Idiot sieht Pauls Blick. Sie war mit einem Brief, sagt er. Armer junger Mann. Ich wollt Ihnen ja auch den Brief zeigen, deshalb bin ich hier. Paul sagt: ich muß jetzt leider zur Arbeit. Der Idiot nickt verständig. Dann geb ich ihnen den Brief mit. Damit Sie alles wissen. Sie müssen mir nämlich helfen. Ich kann ja nicht mehr reisen. Aber heute abend sehen wir uns, ja? Ja, sagt Paul, in Ihrer Kneipe.
Paul hat einen unruhigen Arbeitstag vor sich. Er ist mit seinen Gedanken bei Maurice' Brief. Der Idiot solle ihn so schnell wie möglich besuchen kommen. Eine Adresse ist genannt. Gründe sind angegeben. Gründe, die Paul recht ratlos lassen. Weil es von hier aus nicht weiterginge. Weil nachts das Ende der Welt gegen die Küste klatsche. Die Sache wird merkwürdig, sagt Paul vor sich hin. Hat der Idiot tatsächlich den Wunsch, zu Maurice zu reisen?
Maurice fragte sich wohl zum hundertsten Mal, warum er sich überhaupt an Bord begeben habe. An der Reeling stehend, rauchend, betrachtete er, wie sich am Horizont über der messerscharfen Linie des Wassers Wolken zusammenzogen. Er stand an der der Landseite abgewandten Reeling, mit starkem Desinteresse für die Geschäftigkeit des Ablegens, angewidert vom Gewinke der Zurückbleibenden und der Passagiere, Urlauber aus den europäischen Ferienmacherländern.
Maurice war zum Hafen gegangen, ziellos umhergehend, hatte sich, gelegenheitshalber, eingeschifft nach Rosslare, Irland, so stand es auf seinem Billet, er könne jedoch auch in Plymouth von Bord gehen und sich den Differenzbetrag erstatten lassen. Es war ihm rasch erklärt worden, er müsse sich auch beeilen, die Fähre liefe gleich aus.
Maurice war eilig abgefertigt worden, jemand hatte ihm den Weg zu seiner Kabine gewiesen, er hatte kaum hingehört und sich sofort alleine an die Reeling gestellt.
Er dachte an Hannahs Briefe, die zwischen seiner Wäsche in seinem Koffer in der kleinen Pension lagen, die er noch am Nachmittag bezogen hatte. Sie würden nach einigen Tagen sein Zimmer aufsperren, sein Gepäck durchsuchen, Hannahs Briefe finden und sie möglicherweise verständigen. Ein kurzer Brief der örtlichen Polizeipräfektur, ein Herr Maurice Lacan habe sich im Ort ein Zimmer genommen, sei jedoch seither nicht wieder erschienen, bis man es für angemessen erachtet habe, in sein Zimmer einzudringen. Man habe ihre Adresse gefunden und wolle sich erkundigen, ob sie bereit sei, der Pension die Rechnung für das Zimmer für die Tage zu erstatten, in welchem Falle man ihr die persönlichen Besitztümer des Herrn übersenden wolle, da sein Verbleib unbekannt sei. 
Nach dem Ablegen war an Deck weitgehend Ruhe eingekehrt, Maurice schlenderte zwischen den anderen Reisenden umher und beobachtete sie unaufdringlich. Meist Familien oder Paare. Urlaubergesichter. Maurice wußte sofort, daß es hier an Bord zu keinen Gesprächen oder Begegnungen kommen könnte. Man war auf keiner transatlantischen Überquerungsfahrt, keine Stewards in hellen Jacketts boten den Gästen der ersten Klasse Drinks auf Silbertabletts an, keine Industriellen, die mit ersten Offizieren fachsimpelten, keine Jagd nach dem blauen Band. Es gab eine Bar an Bord. Bar Stella Maris. Dort betrank sich Maurice langsam, wich Gesprächen mit Familienvätern aus, die dort einem Restgefühl von großer Freiheit nachhingen, ging spät nachts an Deck und legte sich in einen Deckstuhl. Seine Kabine ließ er eine leere Nacht verbringen, erwachte am Morgen frierend, ging ins Selbstbedienungsrestaurant und holte sich ein Frühstück. Sonne und Fiepen der Registrierkasse. Als sich die ersten Familien mit ihren vorlauten Kindern einstellten begab er sich in seine Kabine und legte sich auf die Pritsche. Eine Weile lang war vom Gang her noch das Getrampel der erwachten Passagiere zu hören, dann wurde es still. Maurice öffnete seine Kabinenluke und schlief ein. Plymouth, wo einige Passagiere von Bord gingen und neue hinzukamen, verschlief er. Aus den Gesprächen der Leute in der Stella Maris Bar hörte er, daß man bereits Rosslare anlaufe, das noch einige Stunden entfernt sei. Er betrank sich wiederum und legte sich schlafen.
Der Idiot sagt lange nichts. Paul trinkt schweigend. Schließlich sagt der Idiot: Sie müssen für mich gehn. Sie müssen den jungen Mann holen. Er schreibt, daß er am Rande Europas ist. Wo nur noch Meer kommt. Wenn er jetzt weiter will, muß er schwimmen. Das Meer ist aber zu groß. Paul lächelt, denn der Idiot sagte den letzten Satz, als sei er eine große Neuigkeit. Ich soll also dorthin reisen, sagt Paul. Bitte, sagt der Idiot. Ich weiß, Sie würden nicht ans Meer fahren, wie der junge Mann. Nicht so. Sie wissen viel vom Regen und vom Wind und von den Blättern im Herbst. Aber Sie lächeln dann. Der junge Mann lächelt nicht. Darum müssen Sie ihn holen. Es ist schlimm, wenn einer nicht mehr lächelt. Sie lächeln so schön, gar nicht kalt, wie es viele Leute tun, die auch den Wind kennen und sehr gescheit sind, so daß er ihnen nichts tun kann. Aber die lächeln dann kalt. Ihr Lächeln ist ganz tot. Es ist wie Eis, wenn sie einen umarmen, denn sie sind ohne Wärme, sie haben nur keine Angst, weil sie weglaufen. Sie laufen aber nicht weg, Paul. Bitte holen Sie den jungen Mann für mich.
Sie verlangen da einiges, sagt Paul. Das weiß ich schon, sagt der Idiot, aber wissen Sie, wenn Sie den jungen Mann nicht holen, wer denn? Die meisten Leut haben sowieso keine Zeit und verstehn ja nicht, wenn einer sich verloren hat. Und die Leut, die kalt lächeln, die verstehn vielleicht, daß sich einer verlieren kann, aber sie schauen nicht mehr in die Abgründe. Und wenn einer in den Abgrund fällt, zucken sie mit den Schultern. Und Sie, Paul, Sie schauen manchmal in die Abgründe. Sie fallen nie mehr in sie hinein, sondern springen über sie drüber, doch sie kennen diese Abgründe. Der junge Mann ist in einen gefallen und man muß ihn herausholen, denn er hält ihn für die Wahrheit und das ist dumm. Es gibt doch auch so viele schöne Dinge für einen jungen Menschen. Er darf noch nicht in einem Abgrund verschwinden. Er kennt ja die Welt noch nicht.
Paul denkt nach. Soll er Hannah verständigen? Sollte nicht eher sie zu Maurice reisen? Und doch will er das Spiel nicht einfach weiterreichen. Zudem hatte er ein großes Mitgefühl mit Maurice empfunden, als er von dessen Abreise hörte. Sicher, was hat er mit Maurice zu schaffen. Doch er fühlt, vielleicht braucht Maurice Hilfe. Er wird mit Hannah reden. Er will ihre Meinung noch hören. Über sich lachen kann er immer noch, wenn sich herausstellen sollte, daß Maurice ihn nicht braucht und alles nur die flackernde Idee in einem wirren Idiotenhirn war. Doch Paul denkt an die merkwürdigen Postkarten, die Maurice aus Frankreich an Hannah schrieb. Er muß etwas tun, soviel ist sicher. 
Rostrotes Erwachen vor den Tempeln einer begradigten Welt. Genetz der Straßen, die Kontinente bedeckend. Gelege aus Stahlbarren, dem Zweck nach geformt, auf dem zusammengekoppelte Wagen, von einer Zugmaschine gezerrt, über den Boden rasen. Unter einem dreht sich die Erde weg. In der Ferne scheinbar langsamer als in der Nähe.
Sich durch den Himmel brüllen lassen, die Wolkengespinste zerfetzend, die eiskalte Klarheit enteignend. Taumel der bunten Flugmaschinen in der Stratosphäre. Und doch hinter einem Fenster ruhig atmen. Hinabschauen. Auf das Heimatgestirn.
Die Nächte bepinselt mit bunten Lichtpunkten. Dem scharfen Hauch aus Scheinwerfern, die einen Raum aus der Dunkelheit schneiden. Und sinnlos das Häßliche beleuchten: Kühltürme, Maschendrahtzäune, wie gegen Giganten errichtet, Auffahrten, Mauern mit Schutztürmen, die ein Areal vor einer unbekannten Gefahr schützen sollen. Von einer Größe, die den Einzelnen klein macht. Nichtig. Die selbst eine größere Menge Einzelner noch verspottet.
Der Flieger zieht still seine Bahn darüber hin. Unbeeindruckt vom Lichterspiel. Paul sieht auf die Uhr. Noch eindreiviertel Stunden Flug.
Vor dem Flughafen in einen Bus steigen. In eine Gruppe albernder irischer Schulmädchen hinein. In einen Alltag, zu dem Paul nicht gehört. Ungewohnt, das viele Grün. Und doch Alltag für die Mädchen, es ist zu hören. Paul schaut still aus dem Fenster. Leicht nervös vom Reisen und allzuschnellen Ankommen. Das Flugzeug rafft die Wirklichkeit.
Der Bus erreicht einen Ort. Allmählich steigen die Fahrgäste aus. An der Endstation sitzt nur noch Paul auf seinem Platz. Er erfährt, daß er drei Stunden auf einen Anschlußbus warten muß. Paul geht eine Straße hinunter. Keine Sandwiches mehr im einzigen Café. Nur klebriges Gebäck. Paul ißt trotzdem davon. Er ist hungrig. Die Leute sehen seinem Lächeln nach, seinem fremden Akzent. Doch sie geben höflich Auskunft. Paul genießt ihre Freundlichkeit, fragt nach der Uhrzeit, obschon er eine Uhr umhat. Geht zurück zum Busbahnhof. Dort ist niemand. Nur die Zeit. Irische Zeit, windkühl und sehr still. Paul denkt an Maurice' Karte, in der er die Zeit als dünn beschreibt. 
Goldgrüne Felder, von Steinmauern umgrenzt. Die Erde wirft Blasen, auf deren Rücken sich das Gras wölbt. Die Mauern ziehen sich über die Rundungen. Dazwischen die Straße. Sucht Durchlässe. Glänzend schwarze Krähen hocken, taumeln in der Luft, picken. Gelbe Heuhaufen auf drei Hölzern, die gegeneinandergestellt sind. Darüber ein riesiges Wolkengeriß. Zartblaue Himmelstreifen. Schräg fallender Sonnenregen. Selten ein Gehöft. Torfziegel an einer Mauer gestapelt. Heuwender und Milchwagen im getrockneten Matsch, krustige Oberfläche, wie schlecht aufgetragener Putz. Und immer ein Wind, der den Dieselmotor übersingt. Ein Junge geht nach vorn zum Fahrer, der Bus hält. Der Junge steigt aus, läßt am Straßenrand Wasser, steigt wieder ein. Der Fahrer lacht. Es kann weitergehn. Weidenbüsche, die die Fenster peitschen, so dicht stehn sie an der Straße. Äsende Schafe mit Matschklumpen im Fell. Dann das Meer. Plötzlich. Noch ein paar Kurven um einige Grashügel. Unten eine Ortschaft. Paul steigt aus. 
Hannah hat seit Tagen keine Nachricht von Paul. Auch keine Karte von Maurice. Sie hat schon erwogen, den Idioten aufzusuchen. Keine für Hannah leichte Erwägung. Sie ist in dessen Stammcafé gewesen und hat einen Abend vergeblich dort gewartet.
Sie sitzt in der UBahn nach Hause und macht sich Sorgen. Was tut sie da? Sie muß lächeln. Schaut auf. Ein Bahnhof. Hannah steigt aus, geht hinauf zur Straße und setzt sich ins nächste Café. Wie wenn man tief Atem holt und sich zurücklehnt. 
Paul ist nach Irland gefahren. Mehr kann im Moment für Maurice nicht getan werden. Sie hat ihm einen Brief geschrieben, nachdem sie von Paul seine Adresse in Irland erhalten hat. Mehr konnte sie nicht tun. Sie gesteht es sich nicht gerne ein, doch die ganze Sache wird ihr allmählich lästig. Muß man Maurice schon suchen gehn, wie ein Kind? Paul sagte, er tue es für den Idioten. Gut, wenn man so will. Ein Lügner mit einem warmen Herzen, auch so kann man wollen. Auf alle Fälle ist für alles gesorgt. Das denkt Hannah mit einem Mal. Paul hat einen Extraurlaub, Maurice bekommt einen Reisebegleiter und sie weiß alles in guten Händen. Sie seufzt. Ich glaube, ich habe einiges von Paul gelernt, denkt sie.
Maurice hat die Paßkontrolle passiert, bahnt sich seinen Weg durch die vor der Glastür des Ankunftsbereiches stehenden Wartenden. Die kurze Enttäuschung, daß keiner dort auf ihn wartet. Niemand weiß ja von seiner Rückkehr. Er kramt sein letztes Geld zusammen, genug für ein Taxi. Steht zwischen Vorüberhastenden. Schaut umher und geht zu einem Münzfernsprecher, macht einen Telephonanruf. Redet nur kurz und geht dann zum Taxenstand. Ein Ankommender. Niemand beachtet ihn. Wir sehen eine solche Szene oft und es ist nichts in ihr zu finden, selbst wenn man sie aufmerksam beobachten würde.
Maurice drückt schließlich den Klingelknopf. Sein Puls geht schnell. Er hört Schritte. Leichte Schritte einer Frau. Sie nähern sich der Tür. Eine Ratlosigkeit rast mit ihnen heran, auf ihn zu. Er fühlt sich erröten, noch bevor sich die Tür öffnet. Oh, Maurice! Kommen Sie doch herein, sagt Lisa gleich. Sie lächelt. Maurice schließt einen Moment lang erleichtert die Augen.
Was führt Sie zu mir? fragt Lisa. Maurice faßt sich. Er erhebt sich aus einem wochenlangen Schweigen. Selbst erstaunt über seine Gefaßtheit hört er seine Stimme. Verzeihen Sie, wenn es mir nicht möglich ist, darauf eine Antwort zu geben. Ich möchte Ihnen zunächst danken. Für die Erlaubnis, Sie aufzusuchen.
Sie klangen vorhin am Telephon, als seien Sie in Schwierigkeiten, sagt Lisa.
Maurice lächelt angestrengt. Ich bin es, sozusagen. Ich konnte nicht mehr weiter. Doch ich möchte Sie nicht mit dieser Sache langweilen.
Lisa lächelt. Ich werde es Ihnen schon zu erkennen geben, wenn es soweit ist. Jetzt erzählen Sie doch erst einmal.
Wo soll ich beginnen? fragt Maurice.
Lisa sagt: dann lassen Sie mich beginnen. Ich weiß, daß Sie in Irland waren, daß Paul Ihnen nachgefahren ist auf Bitten seines Freundes hin, den er den Idioten nennt. Hat Paul Sie denn angetroffen?
Maurice ist wie geschlagen. Er hatte den Brief an den Idioten längst vergessen. Paul ist mir nachgereist?
Er hat Sie also nicht mehr angetroffen.
Nein, natürlich nicht, sagt Maurice. Ich wußte ja nicht, daß er mir nachgefahren ist.
Warum sind Sie denn nach Irland gefahren? fragt Lisa nüchtern.
Maurice schaut sie an. Sie ist wunderbar und so verletzend, denkt er. Sie weiß ja nichts von alledem. Er schweigt.
Machen Sie sich doch nicht zum unverstandenen Sensiblen, Maurice, sagt Lisa. Man kann mit mir reden.
Maurice erschrickt. Nun, sagt er, Irland ist das Ende Europas. Dort wollte ich hin. Ich war sehr verwirrt.
Und was sind Sie jetzt? fragt Lisa.
Maurice lächelt verzweifelt. Verwirrt, sagt er. Bitte fragen Sie nicht weiter.
Lisa überlegt. Dann sagt sie: Sie kommen zu mir, ich lasse Sie herein, doch ich darf nichts fragen. Es wäre mir lieb, Sie überlegten sich was Sie von mir wollen, dann könnte ich Ihnen vielleicht entgegenkommen. So kann ich es nicht.
Maurice sagt: ich bin in Sie verliebt.
Ah so, sagt Lisa. Das ist schmeichelhaft, vielen Dank, aber was sollen wir jetzt tun?
Maurice sagt: ich möchte Sie öfter sehen. Ich möchte Sie kennenlernen, Ihnen nahe sein. Und bitte, erzählen Sie Paul nichts von mir. Ich möchte nicht, daß hinter meinem Rücken über mich geredet wird, wie über ein Kind.
Lisa schweigt lange. Dann sagt sie: überstürzen Sie nichts, Maurice. Wir können uns meinetwegen gerne wiedersehen.
Sagen Sie Paul nichts, sagt Maurice. 
Sie verlangen viel, sagt Lisa. Es steht Ihnen kaum zu, das zu verlangen. Paul ist mein Freund. Und ich möchte ihm gegenüber keine Heimlichkeiten. Sie sind derjenige, der mir nur die Hälfte erzählt. Sie können nicht erwarten, daß ich mit Paul dasselbe kindische Spiel treibe.
Mein Gott, sagt Maurice verärgert, erzählen Sie denn Ihrem Mann von Paul?
Lisa schaut ihn an. Sie sollten es mir überlassen, wen ich belüge und wen nicht. Mein Verhältnis zu meinem Mann geht Sie ja wohl überhaupt nichts an.
Verzeihen Sie, sagt Maurice, ich dachte nur, sie müßten eigentlich verstehen, warum ich nicht möchte, daß Dritte informiert werden.
Die Konstellationen unterscheiden sich aber doch wohl in den angesprochenen Fällen deutlich, nicht wahr, sagt Lisa. Und in gewissen Konstellationen ist es durchaus von Vorteil, wenn Dritte informiert werden. Das werden Sie doch einsehen. Da hat niemand vom anderen etwas zu verlangen, oder wir erreichen den Dunstkreis der Erpressung, mein lieber Maurice.
Maurice ist erschrocken. Nein, so meine ich das aber überhaupt nicht, sagt er hastig.
Lisa schweigt. Schließlich sagt sie: gehen Sie jetzt bitte. Ich verspreche Ihnen, daß ich Paul keine Einzelheiten erzählen werde. Soviel. Melden Sie sich doch in einigen Tagen wieder bei mir, wenn Sie sich wieder eingelebt haben. 
Die Wände lachen, die Treppen lachen, als Maurice das Haus verläßt. Er ist sehr erschöpft. Er geht die Straße hinunter, schaut sich nach dem Haus um. Dort steht Lisa im Fenster des Erkers. Sie hat ihm nachgesehen. Sie winkt ihm zu. 
Zögernd winkt Maurice zurück.

Es hätte auch so kommen können: 
Hügel, Gewölk, Wind, sanfte Bögen in einem sich weiter Bewegenden, einer Fahrt, einer Reise, einem Wahrnehmenden, der sich im Moment nicht bewußt macht, was er da sieht, nur Öffnung ist er, Fenster auf die Welt, Trichter, in den alles das hineinfließt, immer mehr, Licht auf Gras, Steinmauern, Vögel in einem Windstoß. Straße, in die Landschaft gezogen, erstarrter Asphaltbrei, schon brüchig an Stellen, dann fällt ein Rad des Busses in ein Loch, das Hitze und Kälte gebrochen haben und er wird in seinem Sitz nach oben geworfen, geschüttelt von Kräften, die so viel stärker sind als er, gemacht von der Geschwindigkeit, aus Raum und Zeit und Kräften die ihn darüberhin reißen, er läßt willenlos an sich zerren, Sitzlehne und Fensterstrebe auf sich einhauen, denkt kurz an die Menschen, die vor langen Jahren diesen geborstenen Asphalt gegossen haben, mit Mühe, mit Pausen für Mahlzeiten, Scherzen, Flüchen, sind sie heut alte Leute, tot, fortgezogen, draußen nur der Wind, das Vorbei, das Schaukeln seine einzige Verbindung zu diesem Draußen, der fremden Landschaft. Alles geht in ihn ein, wird dort eine Eingravur in seinem Gehirn, bizzarre Sammlung, Abbild des Erlebten, Summe seiner Momente. Dort ruht ein Popsong neben einem Gesicht in der UBahn, neben dem Geschmack von Reis mit Braten, Worte von Freunden und Fremden, Wertvolles, Belangloses, Schilderwälder, Schuld und Stolz, eine uralte Verliebtheit, eine Turnstunde in der Grundschule.
Und wenn er dies nun alles nichtete?
Paul hat sich in der Pension nach Maurice erkundigt. Der Herr sei vorgestern abgereist. Paul geht hinunter zum Strand. Schaut. Zartrote See. Zerrissene Wolkenkolonnen, die hinter den westlichen Horizont greifen. Mövenschreie, wie vergeblich. Hinter ihm der Ort. Wo sie hinter beleuchteten Fenstern sitzen. Am Strand kein Mensch mehr. Paul lacht. Er lacht sehr lange. Plötzlich ohne Aufgabe zu sein. Ohne Sinn. Sein Lachen reißt ab. Er blickt in die Tiefe über den Klippenrand hinab. Wie oft sind wir nur einfach einem unvermittelten Blick gefolgt. 
Karl schaut auf die Straße hinaus. Der leichte Nieselregen hat die Kunden ferngehalten und er hat am Vormittag benützt, eine grobe Zwischeninventur zu machen. Er handelt mit Antiquitäten. Doch handelt er nicht nur mit ihnen. Er verwahrt sie. Gibt ihnen, die in dieser Zeit nurmehr an ihrem Finanzäquivalent gemessen werden, eine letzte Zuflucht. Karl kann sich das leisten. Seine Geschäfte gehen gut. Er beschäftigt zwei Angestellte. Herren mittleren Alters. Seine Kapitalien erlauben ihm, auf Auktionen teure Stücke zu erwerben. Selten hat er beim Wiederverkauf Verluste hinnehmen müssen. Karl ist weniger ein ausgefuchster Geschäftsmann, als eben ein solider Kenner. Nicht seine Kenntnis von der Schlechtigkeit der Geschäftsleute bewahrt ihn vor dem Bankrott, sondern sein Gespür für schöne, alte Gegenstände, für die er immer Käufer findet, die den Wert der Schönheit bezahlen, nicht den Preis für ein Investitionsobjekt. Wucherer setzt er vor die Tür. Er ist auf ihre Summen nicht angewiesen. 
Karl schaut auf die Uhr, steht auf. Er hängt ein Schild an die Tür. Verläßt den Laden. Seine Mittagsmahlzeiten nimmt er in umliegenden Restaurants ein, wo man ihn seit vielen Jahren kennt. Doch heute fährt er nach Hause. 
Sie ist nicht da. Die Wohnung leer. Karl hat es nicht anders erwartet. Es ist ihm angenehm, daß seine Frau arbeitet. Er hat schlechte Erfahrungen mit dem konventionellen Familienleben gemacht. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau hat er noch einmal geheiratet. Ohne das Vorhaben noch einmal eine Familie zu beginnen. Es ist eine Abmachung zwischen ihm und seiner zweiten Frau: keine Kinder. Jeder sein eigenes Berufsleben.
Karl steht in der Küche. Sie hatte Besuch. Zwei benützte Kaffeetassen. Wer war bei ihr. Er ertappt sich bei der Frage. Er weiß, daß er sich fürchtet. Seine Frau ist wesentlich jünger als er. Karl ist klug genug, um diesem Unterschied an Jahren gebührend zu mißtrauen. Er weiß, ein Mann in seinen Jahren kann nicht der einzige Umgang für eine junge Frau sein. Und er weiß nichts über den Umgang seiner Frau. Er sieht nur Zeichen. Dafür, daß es ihn gibt. Karl hat sie noch nie befragt. Auch das eine Abmachung: dafür hat er nie von seinen Kindern und seiner ersten Ehe berichten müssen. Doch er ist beunruhigt wie alle, die etwas zu verlieren haben. Nicht, weil er seiner Frau mißtraut. Nur weil er verlieren kann.
Maurice hat sich mit Hannah verabredet. Er war schon eine Stunde früher im Café, dachte an Hannah, wie sie jetzt ihre Wohnung verläßt, zur UBahn geht. Wie sie sich vornimmt, ihn dies und jenes zu fragen. Ob sie sich auf ihn freut? Er spürt es: er freut sich auf das Wiedersehn. Zwar nicht ungetrübt. Man wird es erst nach einigen gesprochenen Sätzen wissen. Er hatte sich eine Zeitung genommen und unkonzentriert darin umhergelesen. Dann war Hannah am Tisch gewesen. Hatte ihn umarmt. Geküßt. Ich freu mich, daß du zurück bist. Ein Satz, den wir nie so recht glauben können. Im Leben eines anderen einen Platz zu haben.
Wo ist Paul? Die Frage überrascht Maurice. Wie soll ich das wissen? sagt er. Er ist dir nachgefahren, sagt Hannah. Vor Maurice wächst eine Lüge. Soll er vor Hannah nun behaupten, daß er es noch gar nicht weiß? Er schweigt.
Das konntest du ja nicht wissen, sagt Hannah.
Die Lüge lächelt spöttisch. Noch braucht Maurice nichts zu beichten. Sein Besuch bei Lisa am Vortag.
Er sagt: hat er sich inzwischen gemeldet?
Nein, sagt Hannah. Er wird noch nach dir suchen.
Warum ist Paul mir nachgefahren, fragt Maurice.
Der Alte hatte ihn darum gebeten. Du hattest ihm einen Brief geschrieben. Er wollte dir eine Antwort ausrichten lassen, so habe ich Paul verstanden. Es war ihm sehr wichtig. Paul hat es immerhin ernst genug genommen um dir nachzureisen. Vielleicht solltest du den Alten einmal fragen, was er Paul erzählt hat. Paul war nicht allzu auskunftsbereit.
Maurice schüttelt den Kopf. Was sollte denn der Alte von mir wollen? Es ist mir unangenehm, daß er Paul losgeschickt hat. Ich habe ihm den Brief geschrieben, weil er mir plötzlich als Verbündeter vorkam. Ich hatte ihn vor meiner Abreise einmal besucht. Wir hatten vom Dunkel geredet, das heißt, ich hatte ihm verwirrte Sätze vorgesagt.Ich kann mich nicht genau erinnern, doch dort in Irland kam es mir so vor, als ob der Abend mich zum Reisen animiert hätte. Also schrieb ich ihm irgendetwas. Weiß nicht mehr was. Es ist auch unwichtig. Ich will davon nichts mehr wissen.
Hannah schaut ihn schweigend an. Dann sagt sie: du wendest dich sehr schnell ab, mein Lieber. Es ist mir lieber so, sagt Maurice. 
Ein Platzregen am Kiosk. Einige Passanten haben sich unter das Vordach geflüchtet. Ziehen die Schultern hoch, frieren einander zu. Man lächelt. Das Wetter erst erinnert sie an ihre Verwandtschaft. Der Idiot nickt ihnen zu. Er stand schon seit einiger Zeit bei Herrn Hölderlin. Fragte nach Paul. Herr Hölderlin wußte auch nichts.
Der Regen hört auf und die Leute gehen fort, ohne sich von dem wirren Alten mit einem Blick zu verabschieden. Sie grüßen nur Herrn Hölderlin zu und sagen einander Abschiedsfloskeln. Der Idiot sieht es traurig. Der Regen ist mein Freund, sagt er zu Herrn Hölderlin, schade, daß er vorbei ist. Wenn sie nur wieder herumrennen können, mit ihren Scheuklappen, sagt der erbost. Er hat bemerkt, wie mit einsetzender Trockenheit der Idiot gemieden wurde. Dabei hatten zwei der Durchnäßten von ihm Zigarette angenommen, als sie unters Vordach getreten waren. Trinken sie noch einen Glühwein, sagt Herr Hölderlin und schenkt dem Idioten nach. Langsam schlürft der das heiße Getränk. Jetzt ist der Paul fort, sagt er. 
Nach Stunden die er am Kiosk stand geht der Idiot nach Hause. Die sehr langen Straßen hinab. Wie weit und weiß sie sind. Weiß und kühl. Seine verlorenen Kinder liegen irgendwo am Wegrand. An jeder Kreuzung erwartet ihn die Leere. Und weht ihn an und singt. Und wie im Traum nur wählt er seine Wege. Ein Lächeln gleitet mit ihm, läßt seine Fragen tanzen, seine Antwort eine Freundin sein. Und macht ihn leise weinen. Auf seiner dunklen Seele spielt die Welt ein altes Lied.
Hauchaus den Juni. Den nassen Sommer sonnenlos. Wo sie zum Krieg rüsten am persischen Golf. Im Wasserspiegel Flugzeugträger. Schwimmende Kriegsinseln. Auf denen sie noch lachen, Freundschaften schließen, verträumt auf die See hinausblicken. Am schlimmsten ist für sie das Fehlen der Frauen. Sonst sind sie gewöhnliche Männer. In einem Planspiel der Supermächte.
Lisa liest es in der Zeitung. Informationen aus der großen Welt. Die verstreicht wie die große Zeit, ohne Notiz von ihren Menschen zu nehmen. Pauls Fehlen ist ihr einerlei wie die Sehnsüchte der Männer auf den Flugzeugträgern.
Lisa liest fremde Welt. Paul ist in ein Schweigen getaucht. In keiner Nachricht auf Papier wird sein Fehlen erwähnt. Sein Schweigen. Lisa bangt um den Freund, der ging um einen zu holen der ohne ihn von selber kam. Wie der Selbstmörder und der Tod.
Lisa ist von einem Treiben umgeben, das den Fehlenden nicht vermißt. Tausend Spiele, denen keine Karte fehlt. Nur ihr. Sie liest Zeitung. Auch dort kein Wort von ihrem Verlust. Nur der große öffentliche Wahnsinn, der sich als Notwendigkeit verkennt, als Kampf der Interessen aller. Lisa hat da andere Standpunkte. Doch sie behält den öffentlichen Streit im Auge. Denn er ist Weltgeschichte. Das, was Lisa umgibt. Worin sie Sandkorn ist, ohne daß es die Welt berührte. Nach dem niemand fragt. Flugzeugträger im persischen Golf. Der nasse Sommer sonnenlos. Das Fehlen Pauls. Keine Frage nach Lisa. Paul. Drei Wochen schon und kein Wort. 
Was hat sich verändert, fragt Karl.
Ein Spiel ist plötzlich abgebrochen worden, antwortet Lisa. Nichts Ernstes ist geschehen. Doch ich hatte begonnen, dieses Spiel gerne zu haben. Es hatte sich einen wichtigen Platz in mir erobert. Einen warmen, leichten Platz. Und wenn auch das Spiel nicht Ernst ist, so hat es doch etwas endgültig Ernsthaftes, wenn man es und seine Leichtigkeit plötzlich entbehren muß.
So ist es eben bei einem Spiel mit dem Feuer, sagt Karl.
Lisa lacht. Umarmt ihn. Sei nicht so altmodisch, sagt sie freundlich.
Warum altmodisch, fragt Karl.
Denk nicht gleich an ernste Konsequenzen für dich, nur weil mir ein Spiel verlorengegangen ist, sagt Lisa. Mit dir spiele ich ja nicht bloß. Es ist mir recht ernst mit dir. Kein Spiel, auch kein verlorenes, kann etwas Ernstes so einfach aus den Angeln heben.
Und wenn das Spiel selbst zum Ernst wird? Karl lauert.
Dann ja, sagt Lisa. Das ist aber das Risiko jeden Spiels. Aber ich muß trotzdem spielen.
Vielleicht werde ich doch langsam zu alt für dich, sagt Karl. Mit mir ist es dir ernst, sagst du. Das heißt aber auch, daß du mit mir nicht mehr spielst und das ist nicht eben beruhigend, wenn du sagst, daß du spielen willst.
Lisa schweigt. Nichts was wir einem nahen Menschen über unsere Seele sagen geht leicht an ihm vorüber. 
Maurice erwacht am frühen Morgen. Die Zimmer, die er seit einigen Wochen wieder bewohnt, zeigen Spuren seiner neuen Anwesenheit. Zeitungen, Kleidungsstücke die umherliegen, geöffnete Fensterflügel. Und doch sind sie ihm so fremd, wie vor seiner Reise.
Maurice schiebt den Gedanken gewaltsam von sich. Er hat viel zu erledigen. Er gibt seinen Vorhaben Vorrang vor dem Gefühl der Fremdheit, in das er so verliebt ist. Das hat sich seit seiner Reise verändert. 
Er muß berufliche Kontakte wiederbeleben, die durch seine Abwesenheit zum Erliegen gekommen sind. Darüberhinaus muß er sich über Lisa klarwerden. Er widmet den ersten Teil des Tages dem ersten Vorhaben, dann verabredet er sich mit Lisa. 
Verzeihen Sie meinen Auftritt, als ich Sie gleich nach meiner Reise besuchte, sagt er.
Lisa sagt: vergessen wir ihn einfach. Wie geht es Ihnen denn jetzt?
Ich habe viel zu tun, sagt Maurice. Beruflich. Ich bin auf Auftragssuche. Ich versuche, Reiseberichte an Zeitungen zu verkaufen.
Sehr praktisch, spottet Lisa. Über Frankreich, vermute ich. Und: mit der Fähre nach Irland.
So ist es, sagt Maurice nur.
Lisa fährt fort: und was ist aus ihren Verwirrungen geworden, schreiben Sie darüber auch?
Im Moment noch nicht, sagt Maurice. Ich möchte später eine Geschichte darüber schreiben.
Werde ich in der Geschichte vorkommen? Am Ende sozusagen? Lisa lächelt spöttisch.
Lassen Sie uns anders darüber reden als von einer Geschichte auf totem Papier, sagt Maurice.
Aber das ist doch, was Sie zuletzt daraus machen wollen, sagt Lisa.
Ich möchte nur über die Dinge schreiben, die zuletzt mich allein angehen, sagt Maurice. Ich benütze mein Schreiben zur Bewältigung meiner Erlebnisse, nicht als Ersatz für Gelebtes. Ich möchte vom Erleben mehr, als einige beschriebene Seiten. Früher hätte ich von Ihnen geschrieben. Sie ziehen mich stark an. Heute mag ich nicht mehr darüber schreiben. Es ist zu unwirklich.
Heute fordern Sie eher, daß ich mich Ihnen zuwenden soll und Paul genenüber darüber Stillschweigen bewahre, sagt Lisa. Und Ihre Freundin?
Vielleicht muß ich mit ihr brechen, sagt Maurice.
Lisa lacht, schüttelt den Kopf. Erzählen Sie mir lieber von Ihrer Arbeit. Wie schreiben Sie denn Ihre Reiseberichte?
Wenn es Sie interessiert, nun, ich versuche die Situation des Reisenden in den Vordergrund zu stellen, weniger die Sehenswürdigkeiten. Mich interessieren die alltäglichen Bedingungen, die ein Reisender vorfindet, seine Wahrnehmung. Das klingt interessant, sagt Lisa. Zeigen Sie mir doch einmal eine Schriftprobe, bei Gelegenheit.
Maurice zögert. Ich könnte Ihnen das nächste Mal einen Text mitbringen, wenn Sie wollen.
Unbedingt, sagt Lisa, lächelt.
Maurice schaut sie an. Er begreift und sie lachen beide. 
Karl spürt sacht die vielen Jahre. Behutsam, damit es keiner hört, schließt er die Türen und Fenster, die von seiner Seele nach draußen führen.
Vor seiner Tür verdorrt die Welt unter der sengenden Dummheit der Menschenmasse. Sein einziger Vertrauter, Lisa, scheint ihm von der Zeit fortgerissen zu werden. Von ihren Spielen, über die Karl nichts weiß. Von seiner Mutlosigkeit, noch einmal ein Spiel mit Lisa zu beginnen. Von einer Mattigkeit, die ihm die Schritte beschwerlich machen, die Lisa noch leicht fallen, allzuleicht, als daß sie Karls Mattigkeit bemerkte. 
Karl blickt zurück und weiß, daß er nie so unbeschwert war, wie in den Jahren mit Lisa. Und doch sind die Höhepunkte Erinnerung, die dünner und dünner wird. Die ersten zwei Sommer. Ihre planlosen Reisen, auf denen sie sich auf schöne Anblicke und Momente aufmerksam machten, wie zwei Kinder. Wo in jedem gemeinsamen Lachen noch das unfaßbare Glück mitgeschwungen hatte, sich gefunden zu haben. Allmählich war das Vorteilhafte ihrer Beziehung in den Vordergrund getreten. Der Wert ihrer Abmachungen. Langsam und stetig war Karl bewußt geworden, daß er froh sein müsse um Lisa. Daß da keine anderen Möglichkeiten mehr in Sicht kamen. Daß bereits Lisa gerade noch rechtzeitig in sein Leben getreten war. Kurz bevor die Wellen der Verachtung ihn endgültig von den Menschen fortgespült hatten. Lisa war bereitschaftlich mit ihm hinausgetrieben, beflügelt von einer der seinen ähnlichen Geringschätzung der Masse der Mitmenschen. Es war ihre große Übereinstimmung gewesen, in den Ereignissen der menschlichen Gemeinschaft Qualitäten zu vermissen. Mit wem als ihr hätte sich Karl auf seine Insel im Meer der Gewöhnlichkeit zurückziehen können, die er sorgsam gegen die Stimmen des gewöhnlichen Wahnsinns abschirmte. 
Im Idioten ist eine Zeit gerissen. Er sitzt viel in seinem dunklen Zimmer und trinkt Tee, um sich zu wärmen. Kein Mensch drang zu ihm vor in Wochen. Viel Schlurfen über nasses Pflaster. Eine der vielen Regenstraßen hinab, die die Geräusche verzischen lassen. Seit Wochen trinkt der Idiot nur etwas Tee, knabbert Zwieback. Nahrung für Kranke. Das Nötigste für einen Körper.
Er hat die Ansprache verloren und irrt nun in der Sprache, dem viel zu großen Meer und ohne Insel. Ohne Anlaß kommen die Gedanken, ohne Ergebnis wehen sie fort, er erkennt sie nicht mehr als Gedanken. Nur ihr Kommen und Gehn. Manchmal öffnet er den Mund und macht Laute daraus. Sein dünnes Singen. Am Kiosk von Herrn Hölderlin stand er manchmal, aß Schokolade und lächelte seltsam, als sei er schlau. Herrn Hölderlin gelang es nicht mit seiner Wirrheit Worte zu wechseln. Der Idiot will Paul wiedergesehen haben. Wie einen Traum. Wie eine Erinnerung, die er doch nicht von der Wirklichkeit unterscheiden könnte. Dann sein Singsang über den Regen. Das Wasser, das in seiner Kleidung hockt, in den Wänden seiner Wohnung, in seinem Haar.
Ratlos schaut er den Menschen nach, die er nicht begreifen kann, die ihn stehen lassen haben. Hunde sind sie, hat Paul gesagt, ungeduldig, dem Herrn folgsam, dem Fremden feind, und jedem nichtigen Gestank schnüffeln sie nach, doch bei nichts verharren sie, und den Schwanz ziehen sie nur ein, wenn sie eins draufgekriegt haben, Paul hats gesagt, der junge Paul, der ihm jetzt fehlt, er schaut auf, kein Paul ist da zu sehen, nur eine Hauswand, steil und still.
Ich muß ruhig sein, sagt der Idiot laut hin, ruhig und Kontrolle. Noch atmen, noch sehen, eine Stimme haben. Wer hat mich nur hingestellt, mitten in das alles hinein, wem soll ichs erzählen? 
Er denkt, wie der Tabak auf seiner Zunge schmeckt, wie die Autos rollen, Worte, die nichts mehr bedeuten, er nagt an seiner Unterlippe, die Augenbrauen hoch über den Lidern, Stirn in Falten, ein verschenkter Tag, einkaufen gehn, was er eigentlich gar nicht will, der Idiot muß bei diesem Gedanken plötzlich lachen, in der kalten Küche stehend, zaghafte Figur, Narr, wie ganz aus Knochen und Knorpel, Fleisch und Sehnen, doch ohne eine Idee, eine Kraft, geht ins Zimmer und wieder in die Küche, wo alles im Weg herumsteht, er muß aufräumen, einkaufen, doch da müßt er wieder warten bis die rollenden Autos abreißen am Überweg, damit er hinüberkann, die Träumerei abreißen an der Wohnungstür, Pfeife stopfen, Tabak naß, daß es zischt wie der Regen, wie der Tabak auf der Zunge schmeckt, wie es brennt, ganz hinten, wo die Zunge mit dem Gaumen verwächst, wo es nach Erkältung schmeckt, schon seit Wochen, der Idiot wird sie nicht los, schneuzt sich, nimmt sich vor spazierenzugehen, doch schon am Morgen nach dem Frühstück, Tee und Zwieback, will er wieder ins Bett zurück, weiterschlafen, doch er kann ja nicht mehr schlafen, die Herzschmerzen, das fahle Stadtlicht am Vormittag, er raucht, tagaus tagein, singt ein paar Strophen eines vergessenen Liedes, dann schmerzt ihm der Hals oder jemand geht vorbei, so daß er aufhört zu singen, oder etwas anderes fällt ihm ein. Wie er sie miteinander streiten hört, durch die dünnen Wände, das Kindergeschrei dazu, längst denkt er nicht mehr: daß sie das Kind mithineinziehen müssen, er will nur noch Ruhe haben. 
Wenn sich einer zu Tode stürzt, eine Klippe hinunter, viele Meter tief, zuviele Meter, über die die Erde an ihm reißt, über die er sich auf den Boden zustürmend beschleunigt, Sekunden, während derer er sein Gewicht verliert, um es um ein Vielfaches multipliziert im Moment des Aufpralls wiederzuerlangen, was denkt er? Welcher Streit wird in ihm ausgetragen?
Pauls Klippe maß etwa dreißig Meter. Oder fünfzig. Er schätzte es vage ab. Schwer zu sagen wie viele Meter so eine Klippe mißt, wenn man nur Fels sieht, Grasbüschel, Möven und Schwalben. Das große Meer trägt mit seiner Dimension zur Unsicherheit bei. Man schaut nach unten und hat den Eindruck, mit einem weiten Satz das Wasser erreichen zu können, und weiß doch, daß die Küstenlinie dort unten noch mindestens zwanzig Meter vor dem Klippenrand liegt. Aus der Höhe sehen horizontale Entfernungen immer relativ kurz aus. Wer jemals auf einem Zehn Meter Sprungturm in einem Schwimmbad stand, weiß es. Die zehn Meter in die Tiefe erscheinen unendlich weiter als die ersten zehn Meter vom Fuß des Turms weggemessen.
Man prallt unschön auf. Die Haut reißt unter dem Druck der Organe auf. Die Form der Gliedmaßen wird bis zur Unkenntlichkeit entstellt, der Schädel zertrümmert, vielleicht das Gesicht zerschlagen. Die letzte, freieste Reise geschieht, um den Körper, das Leben zu zerstoßen. Daran dachte Paul. Flüchtig. Sein Herz schlug stark. Wie konnte sein Herz von der Möglichkeit seines Falls wissen? Warum regierte es mit Schlägen, die mehr Blut als gewöhnlich durch seine Adern jagten? Etwas in ihm wollte nicht sterben, setzte Reserven frei, daß sich Paul ihrer bediene im Todeskampf. Es ärgerte ihn ein wenig. Er lachte über seinen Zorn. Atmete. Sang still. Kleiner Junge in einem Wind. Der nichts hatte als seine Gedanken. Seine Vergänglichkeit. Ein merkwürdiges, schönes Aufblitzen in den Jahrhunderten. An einer Küste, wo die Wellen ihren langsamen, beständigen Takt atmeten. 
Lisa hat unzählige Male bei Paul angerufen. Niemand hat abgehoben. Sie war an seiner Wohnungstür. Stille nach dem Klingeln. Keine Schritte, kein Türschlagen. In Pauls Briefkasten sah sie ihre Karte liegen, er solle sich doch sofort bei ihr melden. Zusammen mit Werbeprospekten.
Sie hat Hannah angerufen. Die beiden haben sich verabredet. Beide ratlos. Paul bleibt verschwunden. Lisa und Hannah stellten fest, daß sie nichts von Pauls Verwandtschaft wußten. So konnten sie sich an keine Mutter, keine Schwester, keinen Brunder wenden. Nach vier Wochen war Lisa zur Polizei gegangen und hatte eine Vermißtenanzeige aufgegeben. Man hatte sie an die Irische Polizei weiterverwiesen. Beamte gingen die Register von Krankenhäusern durch. Ohne Ergebnis. 
Pauls Arbeitgeber teilte Lisa mit, Paul habe um unbefristeten, unbezahlten Urlaub gebeten und diesen bewilligt bekommen. Das war allerdings bereits vor seiner Abreise geschehen. Lisa überlegte, daß eines Tages Pauls Konto aufgrund der Mietüberweisungen leer sein müsse. Dann würde sein Vermieter eingreifen. Die Wohnung würde geräumt werden, der Hausstand amtlich gepfändet. Weggeräumt. Sie sprach bei Pauls Vermieter an, er solle sie verständigen, sobald die Mietzahlungen für Pauls Wohnung ausbleiben sollten. Sie blieben nicht aus. Monatelang. Pauls Bank belehrte sie über Datenschutz, als sie um Auskunft über Pauls Kontobewegungen bat. Die Polizei belehrte Lisa, sie könne keine Erkundigungen einziehen, da kein Verbrechen und kein erwiesener Todesfall, nicht einmal eine zwingende Vermutung dazu, vorliege. Lisa sei zudem keine nähere Verwandte. Außerdem sei es kein Verbrechen zu verschwinden, wenn man sich damit nicht polizeilichem Zugriff oder finanziellen Verpflichtungen zu entziehen suche. Da diese beiden Fälle auf den Herrn nicht zuträfen, könne ihr von behördlicher Seite nicht weitergeholfen werden. Lisa hoffte also auf das Versiegen der Mietzahlungen. Sie versiegten nicht. Also war Paul am Leben, denn er war nicht vermögend gewesen. Soviel glaubte sie daraus schließen zu können. Doch dann kamen ihr neue Zweifel. Vielleicht gab es eine Mutter, einen Onkel, die regelmäßig Überweisungen auf Pauls Konto tätigten. Sie wußte, wie gesagt, sehr wenig über Pauls Verhältnisse. Zu wenig, um eigenmächtig Nachforschungen anstellen zu können. Sie überlegte, einen Dedektiv einzuschalten. Doch sie verwarf den Gedanken mit einem Lachen an der Schwelle zur Verzweiflung. Die Zeit floß hin und wurde länger. 
Karl bemühte sich auf rührende Weise um Lisa. Er spürte, daß seine Lebensgefährtin einen großen Verlust hatte hinnehmen müssen. Er bewies Einfallsreichtum. Sein Eifer war gemehrt durch die Vermutung, Lisa habe einen Liebhaber verloren. Das freute ihn. Er mochte diese Freude nicht.
Als die Zeit seit Pauls Verschwinden schon sehr lang und sehr dünn geworden war, nahm Lisa Karl an Orte, an die Erinnerungen mit Paul geknüpft waren. Sie erzählte ihm von Paul. So wurde Karl wieder ihr nächster Vertrauter. Maurice gegenüber fühlte sich Lisa distant. So vermied es Maurice, mit ihr über Paul zu reden. Seine Treffen mit ihr wurden Nährboden für neue Verdachte Karls. Und so fiel der Name Paul immer seltener. Wurde aus den Tagen fortgewischt. Nur in Lisas stillen Momenten ereilte sie manchmal eine Erinnerung. Fehlte ihr Pauls Lachen, seine geradezu schüchterne Zuneigung. Seine Geschichten. Dann kramte sie seine Briefe hervor oder besuchte einen Ort ihres gemeinsamen Erlebens. 
Sie legte ein Heft an, in das sie in solchen Stunden schrieb. Erinnerungen an Paul. Spiele mit Paul. Pauls Geschichten. Sein Fehlen. Es war ihr ein Trost. Es füllte die verdünnte Zeit. Es bewahrte ihr die Monate nach seinem Verschwinden. Die schneller zu vergehen schienen. Manchmal wenn sie darin las, schenkte es ihr die Gabe zu richtigen Tränen und machte sie so leichter. 
Traurig und zur gleichen Zeit leicht, so wie es nur Paul verstanden hatte sie zu machen.