A. Nonymous

 

Kleiner Leitfaden zur

Geschichte und den Inhalten

des Anarchismus

 

 

 

 

 

INHALTSVERZEICHNIS

>> EINLEITUNG

>> GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DES ANARCHISMUS : ( Individualistischer Anarchismus* Solidarischer Anarchismus * Kollektivistischer Anarchismus *  Nihilismus/Terrorismus * Kommunistischer Anarchismus * Syndikalistischer Anarchismus * Rußland: UKRAINE * Spanien * Deutschland )

>> ALLGEMEINES WELTBILD DES ANARCHISMUS : ( Unterschiede Liberalismus, Sozialismus, Anarchismus * Demokratie und Vertretungswesen * Staat und Klasse* STAAT UND GESELLSCHAFT * STAAT UND KLASSE * Organisation und Bürokratie * Besitz und Eigentum * Gott und Kirche * Krieg und Gewalt * GEWALT * Individuum und Gesellschaft )

>> DIE UNTERSCHIEDLCHEN STRÖMUNGEN DER ANARCHIE : ( Philosophische Anarchie * Individualismus, Egoismus, libertäres Denken *  INDIVIDUALISMUS * EGOISMUS * LIBERTÄRES DENKEN * Mutualismus, Föderalismus * MUTUALISMUS * FÖDERALISMUS * Kollektivismus, Kommunismus, Syndikalismus * KOMMUNISMUS * SYNDIKALISMUS * SCHLUSSFOLGERUNG )

>> WAS WOLLEN DIE ANARCHISTEN : ( Das freie Individuum * Die freie Gesellschaft * Die Arbeit *  Übereinstimmungen mit dem Marxismus * Unterschied zum Marxismus * Notwendige Güter und Luxus * Wohlfahrtsgesellschaft * Kriminalität * Pluralismus * Revolution oder Reform * GEMEINSAMKEITEN )

>> WAS TUN DIE ANARCHISTEN : ( Erfahrungen machen, Schranken und Werte durchbrechen * Die Diskussionsrunde als Keimzelle * PROPAGANDA DES WORTES * AGITATION * DIE TAT * Die Aktion * Gefahr des Nihilismus * BOHEME * HEUTE * PERMANENTER PROTEST )

>> ANHANG : ( ANHANG 1 : Kleine Sprüche von Pierre Joseph Proudhon * ANHANG 2: Textauszug aus "Erich Mühsam – Staatsverneinung-Freiheit als gesellschaftliches Prinzip" * ANHANG 3: "Petr Korpotkin – Der Anrachismus – Philosophie und Ideale" *  ANHANG 4: "Uwe Stiller – Das Recht, anders zu sein" * ANHANG 5: "Alexander Berkman – ABC ..." )

 

 

>> GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DES ANARCHISMUS :

>> Individualistischer Anarchismus

>> Solidarischer Anarchismus

>> Kollektivistischer Anarchismus

>> Nihilismus/Terrorismus

>> Kommunistischer Anarchismus

>> Syndikalistischer Anarchismus

>> Rußland

>> UKRAINE

>> Spanien

>> Deutschland

                                                                 >> Inhaltsverzeichnis

 

 

 

>> ALLGEMEINES WELTBILD DES ANARCHISMUS

>> Unterschiede Liberalismus, Sozialismus, Anarchismus

>> Demokratie und Vertretungswesen

>> Staat und Klasse

>> STAAT UND GESELLSCHAFT

>> STAAT UND KLASSE

>> Organisation und Bürokratie

>> Besitz und Eigentum

>> Gott und Kirche

>> Krieg und Gewalt

>> GEWALT

>> Pazifismus und Anarchismus

>> Individuum und Gesellschaft                                                            >> Inhaltsverzeichnis

 

 

DIE UNTERSCHIEDLCHEN STRÖMUNGEN DER ANARCHIE

>> Philosophische Anarchie

>> Individualismus, Egoismus, libertäres Denken

>> INDIVIDUALISMUS

>> EGOISMUS

>> LIBERTÄRES DENKEN

>> Mutualismus, Föderalismus

>> MUTUALISMUS

>> FÖDERALISMUS

>> Kollektivismus, Kommunismus, Syndikalismus

>> KOMMUNISMUS

>> SYNDIKALISMUS

>> SCHLUSSFOLGERUNG

                                                                    >> Inhaltsverzeichnis

 

 

WAS WOLLEN DIE ANARCHISTEN

>> Das freie Individuum

>> Die freie Gesellschaft

>> Die Arbeit

>> Übereinstimmungen mit dem Marxismus

>> Unterschied zum Marxismus

>> Notwendige Güter und Luxus

>> Wohlfahrtsgesellschaft

>> Kriminalität

>> Pluralismus

>> Revolution oder Reform

>> GEMEINSAMKEITEN

                                      >> Inhaltsverzeichnis

 

 

WAS TUN DIE ANARCHISTEN

>> Erfahrungen machen, Schranken und Werte durchbrechen

>> Die Diskussionsrunde als Keimzelle

>> PROPAGANDA DES WORTES

>> AGITATION

>> DIE TAT

>> Die Aktion

>> Gefahr des Nihilismus

>> BOHEME

>> HEUTE

>> PERMANENTER PROTEST

                                                                    >> Inhaltsverzeichnis

 

 

Einleitung

 

Liebe LeserInnen,

diese Broschüre soll Euch einen Einstieg in die Geschichte, die Strömungen und wesentliche Inhalte anarchistischer Ideen ermöglichen. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Verfasser hat sich bemüht, keine eigene Wertung in diese Ausarbeitung mit einfließen zu lassen. Ihr sollt Euch eigene Gedanken machen und ich hoffe, diese Broschur gibt Euch vielleicht Anstoß zu weiteren Auseinandersetzungen mit dieser Idee.

Anarchismus ist die politische Verarbeitung einer psychologischen Reaktion auf Autorität, die in allen menschlichen Gruppen auftritt. Er bedeutet das "Widerstreben gegen Autorität". Anarchie ist die Forderung nach einer Gesellschaft ohne Herrschaft, weil ihrer Auffassung nach Menschen Freiheit und Gleichheit auch in eigener Zuständigkeit realisieren können.

In einer staatlichen Gesellschaft führt Machtkonzentration immer auch zu Korruption und somit zu einer ungerechten Verteilung des Wohlstandes. Wenn Menschen – nach Meinung der Staatsbefürworter – nicht selbst auf sich aufpassen können, wie kann von diesen dann eine gerechte Regierung über die anderen erwartet werden?

Anarchisten verstehen sich selbst als Denker, die über unterschiedliche Denkansätze mit anderen Anarchisten streiten, aber immer getragen von Toleranz gegenüber anderen Strömungen. Sie sind offen und ohne geistige Barrieren; sie streben ein Denken ohne Grenzen an.

Staatsbefürworter sind Anhänger von Ideologien und somit Dogmatiker, gefangen vom Absolutheitsanspruch ihrer grundlegenden Staatsdoktrin, intolerant gegenüber Andersdenkenden.

Nicht zuletzt: die nachfolgend aufgezählten Strömungen und Ideen sind keine Ismen. Sie erklären sich aus der Geschichte und haben sich aus ihrer jeweiligen kulturellen Identität besonders intensiv mit Teilen des anarchistischen Weltbildes befaßt.

Moderne Anarchisten und libertäre Menschen begründen ihr Weltbild deshalb mit Erkenntnissen aus all diesen historischen Bewegungen und lehnen es ab, sich irgendeiner einzigen Strömung zuordnen zu lassen, obwohl staatsbefürwortende Kritiker immer wieder versuchen, Anarchisten in ideologische Schubladen zu pressen.

 

 

 

GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DES ANARCHISMUS:

Individualistischer Anarchismus:

Wichtige Philosophen dieser Richtung waren William Goodwin (1793) mit seinem Buch "Über die politische Gerechtigkeit" und Anselm Bellagarrigue, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich gelebt und gewirkt hat.

Nach dieser Denkrichtung ist die Gesellschaft nur eine Ansammlung unabhängiger Individuen und nur diese haben Verpflichtungen untereinander.

Eine extremere Auffassung dieser Lehre vertrat Max Stirner (1806-1856). Nach seiner Diktion sind aufgrund der wesensbedingten Einzigartigkeit des Individuums Gesetze, Naturrecht, Menschen- und Grundrechte abzulehnen.

Er beeinflußte u.a. Nietzsche.

 

Solidarischer Anarchismus

Vertreter dieser Denkart war Pierre Proudhon (1809-1865). Seine Gedankenwelt entwickelte den Mutualismus.

Hiernach muß das Großeigentum auf autonome Kleineigentümer und Kleinproduzenten aufgeteilt werden. Diese schließen dann auf der Basis freier Verträge gegenseitige Kooperationen ab.

Proudhon beeinflußte Bakunin, Kropotkin und Landauer.

 

Kollektivistischer Anarchismus:

Vater dieser Strömung war Michail Bakunin (1814-1876).

Nach seiner Auffassung hing die soziale Revolution von der Arbeiterklasse ab (Arbeiter, Kleinbauern, Militante, Sozialisten). Ziel dieser Revolution muß die Zerstörung des Staatsapparates sein und die Vergesellschaftung des Eigentums an Produktionsmitteln. Der Erwerb privaten Eigentums soll durch die private Arbeitsleistung möglich sein.

Bakunin war mit Marx heftig verfeindet. Die Rivalität zwischen Marx und Bakunin bei der Ersten Internationale führte 1872 zu einem Ausschluß der Bakunisten auf dem Haager Kongreß auf Betreiben von Marx.

 

Nihilismus/Terrorismus:

Urheber dieser Denkrichtung war Turgenjew um 1850. Er verneinte Staat, Moral, Gesellschaft und Menschheit. Seiner Meinung nach waren diese Begriffe ein physiologischer Angriff auf die Gesellschaft.

Als Folge dieser Strömung gab es durch seine Anhänger verursacht eine Flut von sinnlosen Attentaten in Europa und Amerika im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts.

 

Kommunistischer Anarchismus:

Vertreter dieser Denkart waren Petr Kopotkin (1842-1921), Erich Mühsam (1878-1934) und Alexander Berkmann (1870-1936). Diese Philosophische Richtung fordert nicht nur die Überführung von Produktionsmitteln in Gemeinschafteigentum, sondern auch die Aufgabe des Lohnsystems und die Güterverteilung nach dem Motto: "Jeder nach seinen Bedürfnissen".

Ab 1880 wurde auch der von Kropotkin propagierte Kommunistische Anarchismus zur wichtigsten anarchistischen Bewegung.

 

Syndikalistischer Anarchismus:

Seine Basis waren die unabhängigen Gewerkschaften der Industriearbeiter. Die Ziele waren in erster Linie die Ablösung des Staates, die Übernahme der Produktionsmittel durch die Gewerkschaften.

Er führte Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich zur Bildung unabhängiger Gewerkschaften, die die Zusammenarbeit mit Parteien ablehnten.

1907 wurde in Amsterdam ein erster "Internationaler Anarchistenkongreß" abgehalten.

1910 gründete sich in Spanien die Gewerkschaft CNT mit immerhin 700 000 Mitgliedern. In ihrem Programm von 1931 formulierte sie als Ziel einen freiheitlichen Kommunismus ohne Staat und Privateigentum, basierend auf Syndikaten und Kommunen.

Nach der 36‘er Revolution gab es in der spanischen Republik zeitweise autonome anarchistische Provinzen.

 

Rußland:

Die russische Revolution von 1905 erfolgte unter der Beteiligung anarchistischer Gruppen, sie schlug fehl, jedoch zum ersten Male erwachte dabei ein Bewußtsein in der Bevölkerung über die Fehler des Zarenregimes und die eigene Macht.

In der Februar-Revolution von 1917, die vom Volk allein angezettelt wurde, ist die letzte Duma-Regierung gebildet worden. Die Bolschewiki-Organisation blieb im Hintergrund, Lenin war noch im Exil.

Erst in der Oktober-Revolution 1917, in der u.a. Kerenski wegen seiner Kriegstreiber-Politik gestürzt wurde, setzten sich die Bolschewiki gegen die schwächer organisierten Sozialisten und Anarchisten durch, die Anarchisten kämpften jedoch überall mit.

Als Folge sind die anarchistischen Gruppen sofort nach Gelingen der Revolution verfolgt und zerschlagen worden. Trotzki und Lenin waren gegen das Räte-System. Mit Hilfe von Morden, Brandanschlägen, Verhaftungen und Verbannung der politischen Gegner etablierten sich die Bolschewiki.

 

KRONSTADT

Die Kronstädter Matrosen als Anhänger eines Räte-Systems waren bereits bei den Aufständen 1905 und 1906 Vorkämpfer der Revolution.

1921 erhoben sich die Matrosen zum Widerstand gegen die Ausschaltung der Räte-Bewegung und der neuen Links-Parteien.

Am 01.03.1921 riefen die Räte zum Rücktritt des totalitären Sowjet von Kronstadt. Am 04.03.1921 stellte der Kronstädter Sowjet seinerseits den Kronstädter Räten ein Ultimatum zu ihrer Auflösung und Kapitulation. Als diese nicht reagierten, zerschlug die Armee den Kronstädter Widerstand am 16./17.03.1921.

 

UKRAINE

Vater der Kommunistischen Anarchismus-Bewegung in der Ukraine war Nestor Iwanowitsch Machno (1889-1935). Er wurde 1908 zum Tode verurteilt und 1917 befreit.

In der Ukraine, einem Land mit damals 450 000 qkm und 30 Mio. Einwohnern, hatte Machno in einem Gebiet von ca. 70 000 qkm und ca. 7 Mio. Einwohnern (ein traditioneller Zufluchtsort entflohener Leibeigener und Gefangener) eine autonome anarchistische Provinz ausgerufen. 1917 wurden dort bereits Sowjets gebildet, in den Jahren 1917/1918 bildete Machno dort eine Befreiungsarmee, in der er mittels Einführung des Räte-Systems in der Armee auch den Sieg davontrug.

Durch die Trennung von Schule und Staat begründete sich ein neues Erziehungssystem, Kommunen bildeten sich in dezentraler Selbstverwaltung, ebenso Kulturprojekte und Zeitungen. Ab 1919 jedoch hatte Machno einen 2-Fronten-Krieg gegen die bourgeoise Denikin-Armee einerseits und die Bolschewiki andererseits zu bestehen. Am 10./15.10.1920 schlossen Bolschewiki und die Machno-Armee ein Waffenstillstandsabkommen zur Vertreibung der bourgeoisen Armee. Im November bereits brachen die Bolschewiki das Abkommen nach dem zerschlagenen Kronstadt-Aufstand und griffen die Ukraine an.

Der Angriff auf die Ukraine führte zu einer Zerschlagung der anarchistischen Strukturen und Errichtung der kommunistischen Herrschaft, was 1922 vollendet war.

 

Spanien:

Die CNT als syndikalistische Gewerkschaft hatte zum Ziel, nach der Zerstörung des Staates die Produktion und Verteilung der Güter neu zu organisieren. Im Jahre 1936 besaß sie ca. 1,6 Mio. Mitglieder.

Im Februar 1936 siegte in Spanien bei den damaligen Wahlen eine linke/liberale Parteienbewegung. Als Folge putschte General Franco im Juli 1936. Hierdurch kam es zu einer Koalition zwischen Anarchisten und Regierungstreuen. Die Anarchisten errangen den Sieg, beteiligten sich aber nicht an der Regierungsbildung. Dieses Nichtstun war jedoch fatal. Franco erhielt Unterstützung durch Hitler, und Mussolini. Die Anarchisten/Regierungstreuen bekamen Unterstützung mit Hilfe von Waffenlieferungen aus Rußland , die Bolschewiki nahmen jedoch massiv Einfluß auf die Internationalen Brigaden. Angehörige dieser Freiwilligenarmee wurden bespitzelt und verhört, Waffenlieferungen einseitig verteilt. Den Bolschewiki war der Faschismus offenbar lieber als der Anarchismus. In der Konsequenz verloren Anarchisten und Republikaner den Kampf.

Wie war die Situation in den von Anarchisten dominierten spanischen Provinzen vor der Kapitulation gegenüber den Faschisten ?

Die Kapitalisten flüchteten unter Zurücklassen der Produktionsmittel. In allen Betrieben bildeten sich Räte. Die Produktion stieg an bei gleichzeitiger Arbeitszeitverkürzung und höherem Lohn. Die Versorgung der Bevölkerung mit Krankenhäusern, das Transportwesen, die öffentlichen Dienste verbesserten sich. Die Landwirtschaft ging in kollektive Selbstverwaltung über. Aufgrund des allgemeinen Materialmangels kam es auch zu gelegentlichen kriminellen Übergriffen, insgesamt jedoch hat diese Entwicklung gezeigt, daß Anarchie machbar ist.

 

Deutschland:

Im 19. Jahrhundert existierten vereinzelte Kleingruppen.

Johann Most gab ab 1876 "Die Arbeiterzeitung" bei der "Berliner Freien Presse" heraus, ab 1879 die "Freiheit". Hierdurch hatte er immer wieder Ärger mit der SPD.

Es kam auch zu gelegentlichen Attentaten, wie z.B. 1885 zur Ermordung des Frankfurter Polizeikommissars Rumpf.

1897 wurde die Freie Vereinigung Deutscher Gewerkschaften gegründet. Sie waren als einzige Massenbewegung gegen den Ersten Weltkrieg. Hieraus ging 1919 die "Freie Arbeiterunion Deutschlands" hervor.

 

MÜNCHNER RÄTEREPUBLIK

Am 07.04.1919 wurde die Münchner Räterepublik ausgerufen.

Vorgeschichte:

Am 08.11.1918 wurde Kurt Eisner als Vorsitzender der bayer. USPD zum Vorsitzender den Arbeiter- und Soldatenrates und der SPD-Koalition gewählt. Am 12.01.1919 erhielten BVP, DDP und SPD insgesamt 82 % aller bei den Wahlen abgegebenen Stimmen, die USPD gerade einmal 2,5 %. Somit hatten sich die Parlamentarier gegen die Revolutionären Arbeiterräte durchgesetzt. Die revolutionäre Stimmung war also kanalisiert worden. Während der am 21.02.1919 abgehaltenen Sitzung des Landtages kam es dann zu der Ermordung Kurt Eisners.

Am 07.04.1919 haben dann alle Münchner Räte zur Weiterführung der Revolution die Münchner Räterepublik proklamiert. Es bildete sich ein Zentralrat aus Mitgliedern der SPD, USPD, KPD sowie den RAR. Als erste Maßnahmen wurden die Arbeiter bewaffnet, Wohnraum rationiert und verteilt, Kriegsgefangene freigelassen und die Lebensmittelversorgung sichergestellt. Hauptorganisatoren waren hierbei Gustav Landauer und Erich Mühsam.

Am 13.04.1919 kam es dann zu einem Gegenputsch durch KPD-Rotarmisten, Reichswehr und Freikorpsleuten. Im Juni 1919 scheiterte die Räterepublik endgültig. Gustav Landauer wurde ermordet, Erich Mühsam geriet in Haft.

Am 25.12.1922/02.01.1923 gürndete sich die erste Internationale Arbeiter Association (IAA).

Die FAU-D löste sich dann in den 30er Jahren auf, unter anderem aufgrund des Druckes der Faschisten.

 

 

 

 

 

ALLGEMEINES WELTBILD DES ANARCHISMUS

 

Unterschiede Liberalismus, Sozialismus, Anarchismus

Der Liberalismus beinhaltet den Begriff Freiheit, jedoch nicht die Gleichheit der Menschen. Der Sozialismus hingegen definiert die Gleichheit der Menschen, nicht jedoch ihre Freiheit.

Beide Ideologien betrachten die Vergangenheit als Barbarei, die Zukunft jedoch als strahlenden Fortschritt.

Im Anarchismus wird die Geschichte als Dualismus von Herrschern und Beherrschten, von Besitzenden und Besitzlosen verstanden. Das wachsende Bewußtsein/Wissen beinhaltet den wachsenden Wunsch nach Freiheit.

Autorität wird abgelehnt, stattdessen Freiheit und Gleichheit gefordert. Insofern muß jede Regierung als Instrument der Herrschaft abgelehnt werden.

Demokratie und Vertretungswesen

Viele sind gegen undemokratische Herrschaftsformen, die Anarchisten lehnen aber auch die Demokratie ab.

Natürlich lehnen auch andere die Demokratie ab, aber die Anarchisten glauben, daß sie keine Regierung des Volkes ist, deshalb ist sie nach ihrer Auffassung ein Widerspruch in sich.

Demokratie ist demnach nur realisierbar in kleinen Gemeinschaften, in denen jedes Mitglied an den Entscheidungen beteiligt ist. In einem solchen Falle aber ist dann eine parlamentarisch-politische Demokratie unnötig.

Demokratie wird als Oligarchie (Cliquenherrschaft) verstanden, die Herrschaft einiger Menschen über andere.

Anarchisten verstehen Demokratie als Gesellschaftsordnung, in der Herrschaftsgewalt mit Zwang ausgeübt wird. Wenn jedoch die Herrschaftsgewalt nicht mit ihrem Willen übereinstimmt, sind die Herrschenden auch nicht mehr die Vertreter des Volkes.

Viele Menschen glauben, daß sie keine Verpflichtung gegenüber einer von ihnen nicht gewählten Regierung haben; dies trifft auch auf die Anarchisten zu. Ihrer Meinung nach kann man einer gewählten Regierung gehorchen, es besteht jedoch keine Pflicht dazu.

Viele sind der Meinung, daß bei Veränderungen von wichtiger gesellschaftlicher Bedeutung das Volk befragt werden sollte. Nach Meinung der Anarchisten sollten die Menschen ihre Entscheidungen selbst treffen.

Anarchisten sind gegen Gesellschaftsverträge und Vertretungswesen.

Notwendige Maßnahmen werden ihrer Auffassung nach immer nur von ein paar Leuten durchgeführt. Dies sind in der Regel Leute mit Sachverstand und Interesse an der Problemlösung.

Dies geht auch ohne Wahlen und Autorität, denn Sachverstand und Kooperationsbereitschaft zur Problemlösung bestehen sowieso.

DELEGIERTER sollte nur der sein, der wirklich bevollmächtigt ist und jederzeit abrufbar ist.

Herrscher als Repräsentanten auf Zeit sind schwer angreifbar durch eine abstrakte Argumentation.

Anarchisten gehorchen nur aus praktischen Erwägungen heraus und nicht aus moralischen Erwägungen.

Staat und Klasse:

Die Anarchisten betreiben Opposition gegen den Staat als Quelle und Zentrum der Macht. Gemeint ist hierbei jeder Staat, wobei natürlich zwischen einer parlamentarischen Demokratie und dem Sowjet-Kommunismus differenziert wird.

Dennoch ist der Staat als Generalobjekt unüblich.

Heute bestehen weltweit nur noch Zentralregierungen und Institutionen als Beispiel für den Gebrauch von Autorität.

 

STAAT UND GESELLSCHAFT

Autorität ist heutzutage eine normale Verhaltensweise, die aber überwunden werden muß.

Die Überwindung staatlicher Kontrolle erfordert, ohne sie auszukommen.

Deshalb werden offenkundige Institutionen wie z.B. das Beamtentum, die Gesetze abgelehnt, aber auch andere Institutionen wie z.B. Schulen, Universitäten, Banken, gemeinnützige Einrichtungen, ...weil sie auf Zwang gegründet sind und vom Staat gelenkt werden.

Institutionen haben zwar auch ihre guten Seiten.

So haben sie z.B. eine nützliche Negativfunktion im Hinblick auf die Freiheit, indem sie der Machtanmaßung anderer Institutionen Grenzen setzen (freiheitlicher Rechtsstaat) und darüber hinaus eine nützliche Positivfunktion für die Gerechtigkeit, indem sie soziale Aktivitäten wie z.B: Bildung, Rentenprogramme, BSHG ermöglichen.

Negativbeispiele:

Die Kirche kontrollierte anstelle des Staates im Mittelalter alle Lebensbereiche, ohne ihre Einwirkung war nichts möglich. Heute jedoch haben die Menschen gelernt, daß die Beteiligung der Kirche am gesellschaftlichen Leben nicht notwendig ist, ihr Einfluß hat sich verringert.

So ist es auch mit dem Staat. Die Anarchisten halten die Bevormundung durch den Staat für überflüssig, sie kommen ohne ihn besser zurecht.

Der Staat unterdrückt Völker und schränkt ihre Freiheit ein. Soziale Funktionen könne jedoch auch durch freiwillige Vereinigungen ausgeübt werden.

 

STAAT UND KLASSE

Die Anarchisten glauben nicht, daß die Klasse eine Grundeinteilung der Gesellschaft ist.

Für sie ist der Staat Vertreter der Wirtschaft, Besitzstandswahrer, er unterdrückt die Arbeitnehmer und verhindert die gerechte Verteilung der Mittel.

Das System muß zerstört werden, jedoch nicht indem es durch einen neuen anderen Staat ersetzt wird. Jede durch einen Staat errichtete Gesellschaft wird nämlich zu einer Klassengesellschaft.

Deshalb stellen Anarchisten die Forderung nach der Zerstörung des Staates auf, d.h. die Herrscher sind zu entmachten und die Reichen zu enteignen.

Die Anarchie ist eine Gesellschaft ohne Herrschende und Reiche.

Organisation und Bürokratie:

Die Ablehnung von Autorität, Herrschaft und Regierungen ist nicht die Ablehnung jeglicher Ordnung.

Die Anarchisten sind der Auffassung, daß mehr Organisation jedoch ohne Autorität besser funktioniert.

Die Zustimmung soll hierbei den Zwang ersetzen. Durch vermehrte Diskussion und Planung nimmt jeder am Entscheidungsprozeß teil.

Die hierdurch gesteigerte Zahl und Vielfalt von unterschiedlichen Projekten macht zunächst den Eindruck von Unordentlichkeit, ist jedoch den konkreten Bedürfnissen besser angepaßt.

Anarchisten lehnen die Institutionalisierung der Organisation ab, weil dies eine Etablierung von Unterdrückungsmechanismen bedeuten würde.

Die anarchistische Organisation ist offen und flexibel, eine verschlossene/verhärtete Organistion führt zur Bürokratie und dies bedeutet Herrschaft der Experten/Professionellen.

Aufgabe der Anarchisten ist die Bekämpfung dieser Tendenzen sowohl in den eigenen Reihen als auch in der Gesamtgesellschaft.

Besitz und Eigentum:

Beides wird nicht abgelehnt.

Einerseits ist Diebstahl die ausschließliche Aneignung von irgendetwas durch irgendjemanden.

Das Recht einer Person auf einen Gegenstand leitet sich nach anarchistischer Weltanschauung jedoch nicht von einem gesetzlichen Anspruch, einem Urheberrecht oder einer Schenkung ab, sondern maßgebend ist die Frage:

"Benötigt sie ihn.?".

Hierbei ist das Prinzip der menschlichen Solidarität Maßstab: Z.B. stellt der Hauseigentümer einem Bedürftigen (ohne Wohnung) ein Zimmer zur Verfügung.

Andererseits gehört zur Freiheit das private Vergnügen an Hab und Gut in einer ausreichenden Menge als Grundlage für ein befriedigendes Leben des Einzelnen.

Als persönliches Eigentum ist daher die nicht zur Ausbeutung bestimmte persönliche Habe akzeptiert.

Als öffentliches Eigentum ist jedoch das der Unterdrückung dienende Gut, z.B. die Produktionsfaktoren, hiervon abzugrenzen.

Hierfür gilt, daß jeder Mensch ein Recht auf das mit eigener Arbeit geschaffene Gut besitzt, jedoch nicht auf das, was ihm durch andere zukommt. Dies beinhaltet das Recht auf benötigte Güter.

Demnach haben also Reiche kein Recht auf ihren Besitz, dieser steht den Armen zu.

In der heutigen Demokratie bedeutet unselbständige Arbeit die ewige Abhängigkeit von der Versorgung mit Gütern, die der jeweilige Arbeitnehmer nicht selbst produzieren kann.

Das öffentliche Eigentum steht unter der Kontrolle von Managern als führende Ausbeuter der Besitzer bzw. des Staates.

Heute kontrolliert eine Minderheit einen Großteil des öffentlichen Eigentums. Ursache hierfür ist aus anarchistischer Sicht nicht die Geldverteilung oder die Besteuerung, sondern, daß Menschen für Menschen arbeiten.

Würden also die abhängig Beschäftigten den Gehorsam verweigern, würden Eigentum und Autorität in unserer Gesellschaft verschwinden.

Nun stellt sich die Frage, warum dies alles so geschieht?

Reformen und Revolutionen sind nur Scheinlösungen für diese Probleme.

Die Anarchie fordert, alles unter allen aufzuteilen, die Selbstregulierung des Marktes inform von Angebot und Nachfrage, das freie Kreditwesen zur Verhinderung übermächtiger Kapitalanhäufungen.

Der KOMMUNISMUS hingegen fordert die Enteignung des gesamten öffentlichen Eigentums, derjenigen, die mehr haben als andere sowie die Kontrolle über das öffentliche Eigentum in der gesamten Gesellschaft.

Anarchie und Kommunismus gemeinsam sind das Ziel der Zerschlagung des gegenwärtigen Eigentumssystems und des gegenwärtigen Autoritätssystems.

 

Gott und Kirche

Die Forderung weder Gott noch Herr wird von vielerlei Strömungen vertreten.

Die Atheisten/Agnostiker haben genauso wie die Rationalisten und Anarchisten den Glauben aufgegeben.

Anarchisten sind gegen die gewaltsame Abschaffung von Religionen aber auch ihre Wiederbelebung.

Früher war ein Staat ohne Kirche undenkbar, aber es ist so gekommen; heute ist eine Gesellschaft ohne Staat undenkbar.

Krieg und Gewalt:

Die Anarchisten lehnen Krieg ab, sie sind Anti-Militaristen.

Anarchisten lehnen jedoch nicht generell Gewalt ab, sie sind keine Pazifisten.

Krieg ist nach Auffassung der Anarchisten ein Paradebeispiel für Autorität außerhalb der Gesellschaft, er stärkt zugleich die innere Autorität der Gesellschaft.

Die Ablehnung von Krieg ist die größte traditionelle Gemeinsamkeit aller anarchistischen Strömungen, hier herrscht Einigkeit bei allen Anarchisten.

Krieg unterscheidet sich jedoch von einem Bürgerkrieg.

Die Aufstände in Spanien und Rußland im 20. Jahrhundert erfolgten unter Beteiligung von Anarchisten.

Diese waren sich aber immer bewußt, daß dies sinnlos und gefährlich für die neue Ordnung sein würde, denn eine Armee kann dem Volk niemals beim Aufbau einer neuen Ordnung helfen.

 

GEWALT

Gewalt ist keine neutrale Handlung und hat widerwärtige Charakterzüge, sie zerstört häufig die mit ihr verbundenen Absichten.

Es hat in der Vergangenheit auch eine anarchistisch-terroristische Bewegung gegeben, ihre Anhänger waren jedoch immer eine Minderheit.

Anarchisten haben stets jede überflüssige Gewaltanwendung vermieden.

Gewalt entsteht immer, wenn ein Volk seine Unterdrücker abschütteln will.

Hierbei ist allerdings zu bemerken, daß Armeen und ihre Machthaber die wirklichen Gewalttäter sind, denn sie verwenden z.B. Bomben. Die Anarchisten hingegen unternahmen nur örtliche Aktionen wie z.B. Defensivmaßnahmen oder aber Barrikadenbau.

Gewalt ist ein extremes Mittel der Staatsgewalt zur Durchsetzung ihrer Autorität.

PAZIFISMUS UND ANARCHISMUS

Pazifisten und Anarchisten haben viele Gemeinsamkeiten. So ist z.B. der militante Pazifismus mit dem Mittel der Gewaltlosigkeit als Form der direkten Aktion (siehe Tolstoi, Ghandi) der anarchistischen Widerstandsform sehr ähnlich.

Während der Pazifismus jedoch die Autorität als schwächere Form der Gewalt ablehnt und dies nach Meinung der Anarchisten zu moralisierend bzw. zu weichherzig ist, lehnen die Anrachisten die Gewalt als schwächere Form der Autorität ab.

Individuum und Gesellschaft:

Grundeinheit der Menschheit ist aus dem anarchistischen Selbstverständnis heraus der Mensch. Die Gesellschaft ist demnach eine Ansammlung von Individuen und soll ihnen ein erfülltes Leben vermitteln.

Menschen haben keine natürlichen Rechte.

Menschen leben in einem Spannungsfeld. Individuen haben kein Recht, alles zu tun, aber auch kein Recht, ein anderes Individuum davon abzuhalten.

In der Anarchie gibt es keinen Gemeinwillen, keine allgemeingültige soziale Verhaltensnorm.

Individuen sind gleichartig aber nicht identisch.

Wettstreit, Hilfe, Aggression, Zärtlichkeit sind natürliche Formen sozialen Verhaltens. Einige dieser Verhaltensformen jedoch fördern ein befriedigendes Leben des Individuums, andere behindern dies.

Die gleiche Freiheit für jedes Mitglied der Gesellschaft ist der beste Weg, ein erfülltes Leben zu führen.

Nach Meinung der Anarchisten soll die Gesellschaft jeden Menschen innerhalb seiner natürlichen Fähigkeiten gewähren lassen, dann wird dieser auch den anderen dieselben Freiheiten zugestehen.

Moral und Ethik sind demnach als allgemeingültige Norm abzulehnen.

Dies betrifft alle Bereich des Lebens, also Sex (freie Liebe ist möglich, aber auch Keuschheit des Individuums), Drogen, Gotteskulte, ...

Maßstab für die Zulässigkeit individueller Freiheit ist die Frage, ob jemand anderes in seinen Rechten verletzt wird.

Anarchisten sind immer gegen nationale, sexuelle, Unterdrückung unter dem Gesichtspunkt, daß dieses Verhalten gegen jemanden als Individuum gerichtet ist und nicht als Aggression als Angehöriger einer Rasse.

Der Staat wird als Hauptfeind des Individuums verstanden, dies gilt aber auch für jede andere Form der Autorität, die Freiheiten einschränkt oder Individuen gleichschaltet.

 

DIE UNTERSCHIEDLCHEN STRÖMUNGEN DER ANARCHIE

Philosophische Anarchie

Sie ist der Ursprung der anarchistischen Idee.

Als Idee ist diese Strömung wunderbar, jedoch nicht wirklich realisierbar, nicht wirklich erstrebenswert.

Diese Idee wird von Leuten vertreten, die außerhalb der Anarchie stehen, jedoch auch innerhalb der Bewegung.

Für eine Akzeptanz dieser Strömung spricht der Umstand, daß es sich innerhalb der anarchistischen Bewegung um eine Minderheitenbewegung handelt, dagegen, daß diese Richtung Widerwillen für das Verständnis des reinen Anarchismuns schafft.

Individualismus, Egoismus, libertäres Denken:

 

INDIVIDUALISMUS

Nach ihrer Grundlage ist die Gesellschaft eine Ansammlung unabhängiger Individuen, die keinerlei Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft als Ganzes haben, sondern nur gegenüber anderen Individuen.

Voraussetzung hierfür ist, daß alle Individuen frei und gleich sind. Dies ist nur aus eigenen Anstrengungen möglich, nicht durch außerhalb stehende Institutionen.

Ein bedeutender Vertreter dieser Lehre war Godwin. Seiner Meinung nach sollten unabhängige Individuen alle Formen von ständigen Zusammenschlüssen vermeiden, weil die Gesellschaft ohne Regierung und mit einem geringstmöglichen Grad an Organisierung auskommen soll.

Diese Richtung wird vorwiegend von Künstlern, Intellektuellen und Individualisten vertreten und ist bis heute ein elementarer Teil der Anarchie.

Problembehaftet ist hierbei, daß die Individualisten nur die Autorität zerstören wollen. Dies ist zu oberflächlich gedacht, die wirklichen Probleme der Gesellschaft bleiben unbeachtet, der Einzelne kann sich retten.

 

EGOISMUS

Hauptvertreter dieser Richtung war Max Stirner. Er lehnte Moral, Gerechtigkeit, Schuld ab. Seiner Meinung nach muß die wesensbedingte Einmaligkeit eines Wesens direkt anerkannt werden.

Er lehnte daher Staat und Gesellschaft ab. Diese Haltung ist dem Nihilismus sehr nahe.

Er forderte die Freiheit für Künstler, und andere Menschen ohne Kompromißbereitschaft nach dem MOTTO: "Anarchie – jetzt oder nie!!" Wenn Anarchie schon nicht in der Gesellschaft möglich sein sollte, dann doch im Privatleben.

 

LIBERTÄRES DENKEN

Dieser Gedankenansatz begreift im weiteren Sinne Freiheit als eine gute Sache, im engeren Sinne Freiheit als das wichtigste politischen Ziel und als erste Station zum Anarchismus.

Individualisten sind immer auch Libertäre. Libertäre Kommunisten bzw. libertäre Sozialisten erkennen den Grundwert des Individuums an.

Mutualismus, Föderalismus:

Die Gesellschaft soll sich durch die Individuen aufgrund freiwilliger Abkommen selbst organisieren. Dies geschieht auf der Grundlage von Freiheit, Gleichheit und Gegenseitigkeit.

 

MUTUALISMUS

Es handelt sich um eine historisch wichtige Strömung.

Einer der Hauptvertreter war Proudhon.

Seiner Auffassung nach muß die Gesellschaft auf der Grundlage genossenschaftlicher Gruppen freier Individuen organisiert werden.

Grundgüter des Lebens sollen auf der Basis von Arbeitswerten getauscht werden, Freie Kredite mit Hilfe einer "Volksbank" getauscht werden können.

Zielgruppe seiner Ideen waren Handwerker, Bauern, Freischaffende, Selbständige, Spezialisten, also Menschen, die beruflich auf eigenen Füßen stehen.

Seine Ideen wirkten im 19. Jahrhundert in Frankreich, Großbritannien und den USA, sie waren jedoch nicht weitgehend genug. Sie ignorierten Faktoren wie die Industrie, das Kapital, das Klassensystem.

Seine Ideen lieferten jedoch das Grundgerüst für die Genossenschaftsbewegung, obwohl diese demokratisch geführt werden und nicht anarchistisch.

In der Realisierung würde seine Lehre bedeuten, daß kommunale Aktivitäten in den Händen genossenschaftlicher Vereinigungen läge und weder Beamte noch Räte erlaubt sein würden.

Ökonomischer Mutualismus bedeutet Genossenschaftswesen ohne Bürokratie, Kapitalismus und Profit.

 

FÖDERALISMUS

Die Gesellschaft sollte in einem größeren Rahmen als nur einer örtlichen Gemeinde mit einem Netzwerk von Räten verknüpft sein, die aus verschiedenen Gebieten stammen.

Diese sollen ihrerseits selbst wieder Räte bilden, die größere Gebiete umfassen.

Die Delegierten haben hierbei keinerlei Autoritätsbefugnisse, sie sind abhängig von den Weisungen des Auftraggebers (Gemeinde) bis zum Widerruf dieses Auftrages. Die Räte haben ein Sekretariat.

Dieses System soll innerhalb der Länder und zwischen den Ländern funktionieren. Es ist bereits bei freiwilligen Organisationen, die nicht gewinnorientiert, sondern gemeinwohlorientiert sind, realisiert.

Kollektivismus, Kommunismus, Syndikalismus:

Der Anarchismus muß die direkte Bedrohung des Staates zum Ziel haben, denn eine neue Gesellschaft kann nur verwirklicht werden, wenn mittels einer sozialen Revolution die Arbeiterklasse Kontrolle über die Wirtschaft erlangen kann und der Staatsapparat zerstört wird.

Durch eine Neugestaltung der Produktion mittels Überführung in Gemeineigentum und dessen Kontrolle durch Vereinigungen der werktätigen Menschen kann eine wirklich freiheitliche Gesellschaft erreicht werden.

Die bei der Produktion hergestellten Arbeitsprodukte können von jedem gemäß seiner Fähigkeiten entsprechend seiner Arbeit erworben werden.

Bea: Bakunin.

Dies stellt ein Gegensatz zum Marxismus dar:

In der einfachen Form des revolutionären Anarchismus wird nach einem Massenaufstand der Armen gegen die Reichen ein sofortiger Übergang zu einer klassenlosen und freien Gesellschaft ohne eine Übergangsphase der Diktatur verfolgt.

Zielgruppe dieser Strömung sind Arbeiter, Kleinbauern, die Arbeiterbewegung (Militante), Sozialisten (Freiheit/Gleichheit).

Diese Idee grenzt sich zum reformistischen Kollektivismus dahingehend ab, als daß dieser eine staatliche Produktionsüberwachung vorsieht.

 

KOMMUNISMUS

Die Unterschiede zum Kollektivismus sind deutlich.

Nach dem Kommunismus sind nicht nur die Produktionsmittel in Gemeineigentum zu überführen, sondern auch die Arbeitsprodukte.

Ihre Verteilung erfolgt nach dem Prinzip von jedem entsprechend seiner Fähigkeiten, für jeden entsprechend seiner Bedürfnisse.

Kommunistischer Ansatz:

Wenn Menschen Anspruch auf den vollen Gegenwert ihrer Arbeit haben, ist es unmöglich, den Wert der Arbeit des Einzelnen zu berechnen.

Die Arbeit des Einzelnen ist nämlich in der Arbeit aller Menschen mit einbezogen, denn es gibt verschiedene Arten von Arbeit und somit verschiedene Bewertungsmöglichkeiten.

Daher muß die gesamte Wirtschaft in den Besitz der Gesellschaft und das Lohn-/Preissystem ist abzuschaffen.

Berkman hat eine sorgfältige Kritik der Gesellschaft erarbeitet und gleichzeitig Vorschläge für die Zukunft gemacht. Er erkennt den Klassenkampf an und geht mit seiner Kritik über den Kollektivismus hinaus.

Im Kollektivismus wird das Problem der Arbeit behandelt und Kollektive von Arbeitern als Lösungsziel definiert. Im Kommunistischen A. sollen Kommunen die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft der Menschen werden.

Am Beispiel der spanischen Revolution läßt sich nachvollziehen, daß in der CNT zwar nominell die kollektivistische Idee, in der Praxis aber der anarchistische Kommunismus realisiert wurde.

 

Als Unterschied sei nochmals erwähnt, daß der Kommunismus das Gemeineigentum an der Wirtschaft, aber auch staatliche Kontrolle über die Produktion und die Güterverteilung sowie die Parteienherrschaft vorsieht.

 

SYNDIKALISMUS

Gesellschaftliche Organisationsformen sollten im Interesse der Arbeiterklasse auf Gewerkschaften und Syndikate begründet sein.

Unter syndikalistischen Gewerkschaften werden allerdings nicht reformistische Tarifpartner sondern unabhängige Institutionen verstanden.

Diese unabhängigen Institutionen erfassen die Struktur- und Beschäftigungsprobleme der Gewerkschaftsbasis, reformieren und lenken gleichzeitig die Wirtschaft nach dem Prinzip der Arbeiterselbstverwaltung.

Die Arbeiter sind demnach militante und klassenbewußte Elemente einer starken Arbeiterbewegung.

Problematisch ist jedoch, daß die libertären Grundsätze den Sachzwängen des täglichen Arbeitskampfes gegenüberstehen.

Manche halten auch die Bedeutung der Arbeit bzw. der Arbeiterklasse für überbewertet. Ihrer Meinung nach ist Klassenkampf zwar ein Problem der Politik, aber nicht das einzige Betätigungsfeld der Arbeiter.

Der Syndikalismus war jedoch die erfolgreiche Basis für die anarchistische Revolution im Spanien des Bürgerkrieges.

 

SCHLUSSFOLGERUNG

Die alten ideologischen Einteilungen sind überholt und beinhalten lediglich verbale Unterschiede. Sie zeigen einfach nur die unterschiedlichen Aspekte der Anarchie auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

WAS WOLLEN DIE ANARCHISTEN

Endziel ist die Gesellschaft ohne Herrschaft.

Das freie Individuum

Anarchisten wollen mehr Spielraum für den Einzelnen, d.h. für das persönliche Verhalten wie auch für die gesellschaftliche Beziehung zwischen den Individuen.

Die Familie als naturbedingte Lebensform entfällt. Kinder sind keine Notwendigkeit mehr.

Jeder kann anders leben.

Da Kinder keine Voraussetzung zum Überleben mehr sind und die Eheschließungen nicht mehr erforderlich sind, ist ein Zusammenleben auch in größeren Gruppen möglich, d.h. ohne feste Zweierbeziehungen und offizielle Elternschaft.

Machtanwendung im Bereich der Familie entfällt.

Persönliche Beziehungen ergeben sich demnach aus der natürlichen Solidarität. Ein moralischer Druck der Öffentlichkeit ist ausreichender Regelungsfaktor für das menschliche Zusammenleben (die Idealanforderungen sind Richtwerte).

Probleme:

Der moralische Druck der Gesellschaft, Bürgerwehren.

Ziele: Loslösung von alten Problemen der Gesellschaft, Erlangung eines gewissen Lebensstandards.

Die freie Gesellschaft

Sie setzt die Entmachtung der Autorität und die Enteignung des Eigentums voraus.

Statt einer Regierung gewählter Volksvertreter ordnen auf Zeit gewählte Delegierte, die jederzeit abrufbar sind, das Zusammenleben.

Es muß sich hierbei um Berufssachverständige handeln, die ihren Auftraggebern wirklich verantwortlich sind.

Diese organisieren sich in freien Vereinigungen von Räten, Syndikaten und sind zuständig für die kleinste Werkstatt bis zu Industriekomplexen, vom Wohnblock bis zur ganzen Stadt.

Ihre Aufgabe ist die Produktion/Verteilung der Güter, die Regelung der Arbeitsbedingungen und des Gemeinschaftslebens (Kultur, Kommunikation), die Bildung von Bezirkszusammenschlüssen.

Durch die praktische Zusammenarbeit der freien Vereinigungen findet eine Dezentralisierung der Verantwortung statt.

Dies spricht für den Anarchismus, denn Schuld an den Kriegen hatten immer Großmächte.

Durch die Zerschlagung der Großmächte könne Länder zu einer kulturellen Einheit werden.

Wichtigste Aufgabe ist hierbei die Bildung freier Vereinigungen zur Verwaltung von Wohlstand und Eigentum, um die gerechte Verteilung unter allen Mitgliedern sicherzustellen und einen gerechten Nutzen für alle Mitglieder zu schaffen.

Der Güterverkehr kann auf der Basis eines reinen Tauschhandels, mit Geldverkehr als Tauschmittel oder aber auf der Grundlage freier Verfügbarkeit organisiert werden.

Unter freier Verfügbarkeit ist die Benutzung von Straßen, Büchereien und Wäldern, ... ohne Entgelt zu verstehen.

Eine gleichmäßige Aufteilung bzw. uneingeschränkte Umverteilung des Wohlstandes führt zum Ende des auf Privateigentum ausgerichteten Klassensystems.

Dies ist notwendig zur Beendigung des auf Kontrolle beruhenden Klassensystems.

Die Räte müssen allerdings wachsam sein, um eine neue Bürokratisierung zu verhindern. Sie müssen also für eine Neugestaltung und Umorganisation der Arbeit sorgen.

Die Arbeit

Die Arbeit beinhaltet die Herstellung und Verteilung von Gütern zur Befriedigung der Grundbedürfnisse sowie von Luxusgütern.

Die hierfür maßgebende planmäßige Gestaltung der Arbeit ist hierbei der wichtigste Ansatz.

Grundforderungen:

Die meiste Arbeit ist unangenehm, eine bessere Organisation macht sie erträglicher.

Arbeit sollte von den Menschen organisiert werden, die sie auch leisten.

 

Übereinstimmungen mit dem Marxismus:

Der Marxismus betrachtet die Organisationsform der Arbeit in der gegenwärtigen Gesellschaft als entfremdet.

Die Menschen arbeiten, um leben zu können.

Da eigentlich das Private das Leben ausmachen sollte, kann der Genuß nicht mit Arbeit gleichgesetzt werden.

Eine Abschaffung niederer Tätigkeiten führt zum Wohlstandsabbau. Automation macht jedoch andererseits Arbeit noch eintöniger.

Deshalb ist eine Neuorganisation der Arbeit erforderlich.

Selbstverständlich ist es, daß jeder, der an der Durchführung einer Arbeit beteiligt ist, auch eine Wahlmöglichkeit zwischen den Arbeiten haben sollte.

 

Unterschied zum Marxismus:

D.h. auch die Organisation der Arbeit ist Sache der Arbeiter, die dort selbst beschäftigt sind und sie durchführen und nicht als Arbeiterklasse oder Gewerkschaft.

Dies bedeutet nicht, daß die gesamte Belegschaft eines Betriebes ihre Manager selbst wählt und Einblick in alle Geschäftsunterlagen erhält.

Kontrolle bedeutet hier lediglich Verfügungsgewalt über die direkt ausgeführte Arbeit.

Wichtig ist hierbei die größtmögliche Freiheit über Leben und Arbeit in allen Arbeitsbereichen sowie eine möglichst weitgehende Produktionsplanung durch eine breite Basis.

Dies darf jedoch nicht zu einem Wettbewerb führen.

Die herkömmliche Wissenschaft war immer an einer Produktionssteigerung interessiert, was zu einer Distanz zwischen arm und reich geführt hat. Insofern sollte sich nach der anarchistischen Lehre die Wissenschaft mehr am Konsum orientieren, damit die Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft befriedigt werden.

 

Notwendige Güter und Luxus:

Die Ausbeutung von Grundbedürfnissen ist unzulässig.

Lebensnotwendige Dinge sind alle die Güter, die verbraucht werden müssen. Hierzu zählen u.a. Land, Nahrung, Häuser, Bekleidung, Werkzeuge. Diese Güter sind im Bedarfsfall den Kapitalisten zu entziehen.

Sind sie im Überfluß vorhanden, hat jeder das Recht zu ihrem Verbrauch. Wenn nicht, dann gibt es ein frei vereinbares Verteilungssystem.

Hauptaufgabe einer gesunden Gesellschaft ist die Beseitigung eines Mangels an notwendigen Gütern in anderen Ländern mit zu beseitigen. Bei unserem heutigen Stand der Technik müßte niemand mehr hungern.

Luxusgüter sollen auch zur freien Verfügung gestellt werden, wenn die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern sichergestellt ist.

Im Hinblick auf Kultur und Geistesleben ist zu sagen, daß diese Güter in den Händen des Einzelnen verbleiben und nicht in die Hände der Gesellschaft gelegt werden sollen.

Wohlfahrtsgesellschaft:

Fürsorgeverpflichtungen der Menschen untereinander müssen von der Gesellschaft als Ganzes übernommen werden. Dies bedeutet gegenseitige Hilfe außerhalb des Arbeitsplatzes, der Wohnung und Familie/Freunde.

Durch Erziehung werden die Kenntnisse und Fähigkeiten für das Gesellschaftsleben erworben. Diese These vertraten u.a. Rousseau, Pestalozzi, Neill.

Die staatliche Erziehung befürwortet den Einfluß von Menschen, sieht aber keine Notwendigkeit, den Erziehungsprozeß zu kontrollieren.

Die Anarchisten wollen weitergehendere Reformen im Erziehungswesen:

Die Abschaffung jeglicher Ordnung, Disziplin, außenstehender Autoritäten, die Befreiung der Schüler von den Lehrern.

Ihrer Meinung befugt größeres Fachwissen nicht zur Machtausübung. Die Lehrer sollten lediglich ihr Fachwissen besitzen, dies vermitteln und dafür Anerkennung und Bewunderung erhalten.

Die Macht des Schülers ist hierbei unwichtig. Das Band zwischen Lehrer und Herrschenden soll zerschnitten werden.

Im Hinblick auf die Gesundheit soll jeder ein Recht auf freie medizinische Versorgung besitzen, d.h. medizinische Versorgung ohne dafür zu bezahlen.

Die Erledigung aller Arbeiten soll ohne Rangordnung erfolgen, d.h. alle kontrollieren sich gegenseitig.

Kriminalität:

Die meisten Kriminellen sind Menschen wie alle anderen auch, nur sie sind unglücklicher, schwächer, ärmer, dümmer ...

Wiederholungstäter gehören nicht bestraft, um sie muß man sich kümmern.

In der Regel werden nicht die großen Bosse und Chefs gefaßt, sondern die "kleinen Fische" wegen Geringfügigkeiten.

Große Vergehen in der heutigen Gesellschaft bleiben oft unaufgeklärt, sie werden jedoch teilweise vom Staat selber begangen.

Bestrafung schadet also der Gesellschaft mehr, als daß sie ihr hilft.

Trotzdem ist die Gesellschaft natürlich vor einigen Straftätern zu schützen. Sie sollten jedoch mit Ächtung oder Verbannung verurteilt werden, nicht aber mit Haft oder Hinrichtung.

 

Pluralismus:

Die Rechte des Einzelnen werden an verschiedenen Fallbeispielen dargelegt:

  1. Ein Individuum weigert sich, sich der Gesellschaft anzuschließen, es will sie verlassen. Dennoch bleiben Grundbedürfnisse wie z.B. Gütertausch bzw. Rohstoffbeschaffung in der Gesellschaft unver-
  2. zichtbar. Diese Art des Individualismus ist zu unterstützen.

  3. Ein Individuum beutet andere aus, z.B. durch ungerechte Bezahlung oder Warentausch zu
  4. unangemessenen Preisen. Dies ist unwahrscheinlich. Doch genauso wie Besitzaneignung möglich ist, genauso kann Besitz enteignet oder wiederangeeignet werden.

  5. Eine separate Gemeinschaft will Macht, Bevorzugung, Wohlstand. Die Individuen können sich dieser Gruppe anschließen, denn Abweichungen von Freiheit und Gleichheit müssen erlaubt sein. Einzige Bedingung: Niemand darf gezwungen werden, gegen seinen Willen dort beizutreten.

Ein Problem gegenüber den Fallbeispielen liegt darin begründet, daß die Anarchisten die Massengesellschaft durch eine Vielzahl von Gesellschaften ersetzen wollen, die so frei wie das in ihnen lebende Individuum sind.

Die größte Gefahr gegenüber dieser pluralistischen Gesellschaft liegt in Angriffen von außen.

Es stellt sich daher die Frage, wie eine solche Gesellschaft zustande kommen kann:

Revolution oder Reform:

Viele Anarchisten waren zur Durchsetzung einer freien Gesellschaft immer schon für eine gewaltsame Revolution.

Andere Anarchisten lehnen Gewalt und Revolution als Mittel ab, weil ihrer Meinung nach jede Gewalt eine Gegengewalt nach sich bringt.

Die Ziele der Anarchisten sind zwar revolutionär, jedoch führt nicht jede Revolution unbedingt zum Ziel.

 

GEMEINSAMKEITEN

Der Revolutionär weiß, daß seine Anstrengungen lediglich zu Reformen führen. Der Reformist ist sich bewußt, daß seine Arbeit zu einer Art Revolution führt.

Ziel der anarchistischen Revolution ist ein ständiger Druck in allen Gesellschaftsbereichen, durch den sich die Menschen in Individuen entwickeln können, die Institutionen umgestaltet werden können, die Provokation von Volksaufständen, die Zerstörung von Macht und Eigentum.

Dies geht nur durch Widerstand, indem jemand dem Staat entgegentritt.

Der eigentliche Kampf geht erst nach der Zerschlagung des Systems los. Ein neues Staatssystem ist zu verhindern, der Aufbau einer freien Gesellschaft anzustreben.

Jeder muß dann Stellung beziehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

WAS TUN DIE ANARCHISTEN

 

Erfahrungen machen, Schranken und Werte durchbrechen

Zunächst gilt es, die Notwendigkeit einer Regierung infrage zu stellen, ein neues Weltbild muß entwickelt werden, vor allem auch durch Gespräche zwischen Anarchisten und Nichtanarchisten.

Diese Streitgespräche dienen auch der Festigung der eigenen Meinung.

Es bedarf der Bildung einer Organisation, die anarchistische Ideen propagiert und anarchistisch handelt.

Die Diskussionsrunde als Keimzelle

Zunächst muß die Lebensfähigkeit einer anarchistischen Organisation hergestellt werden.

Dazu bedarf es Kontaktaufnahmen mit anderen Gruppen.

Die Organisation muß breiter angelegte Aktivitäten durchführen.

 

PROPAGANDA DES WORTES

Es müssen öffentliche Treffen organisiert werden, wo nicht nur anarchistische Gesinnungsgenossen eingeladen sind, sondern auch andere , z.B. sonstwie persönliche Bekannte.

Die Medien sollten genutzt werden, also Radio, Fernsehen, wobei die öffentlich-rechtlichen Anstalten wegen ihres Status unzureichende Adressaten sind.

Eine weitere Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit sind Kinos und Theater, die Veröffentlichungen in Büchern oder Zeitschriften.

 

AGITATION

Wenn Menschen z.B. aus bestimmten Kreisen für anarchistische Ideen offen sind, sollten ihnen für ihre Probleme realitätsbezogene und praxisnahe Vorschläge gemacht werden.

Dies hat z.B. zu einem Erfolg der anarchistischen Bewegung in Rußland vor 1914 und Spanien 1930 geführt.

 

DIE TAT

In der Geschichte des Anarchismus ist es immer wieder zu Demonstrationen, Aufruhr und Erhebungen gekommen, insbesondere im 19. Jahrhundert überwiegte bei den Anarchisten die Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung mit der Staatsgewalt.

Heute beschränken sich die Aktivitäten der Anarchisten eher auf sit-ins, organisatorische Störungen von Veranstaltungen oder zivilen Ungehorsam.

Diese moderne Form der Agitation reizt zum Handeln, während die Tat das Handeln bedingt.

Die Aktion

In der Evolution jeder anarchistischen Gruppe kapselt sich diese irgendwann gegen eine Überwachung durch den Staat ab. Gleichzeitig behält sie jedoch damit ihre Beweglichkeit bei, sonst würde sie ins autoritäre abgleiten.

Die Hauptgefahr in dieser Entwicklung liegt in der staatlichen Verfolgung aufgrund der damit verbundenen Gefahr für die Obrigkeit.

Die Diskussion über Sinn und Zweck der Agitation ist weit verbreitet. Man streitet sich darüber, ob diese Aktionsform legal oder illegal, gewaltsam oder gewaltlos, erfolgreich oder vergebens ist.

Eine heute übliche Form des Widerstandes ist die Direkte Aktion:

Hier sollen Universitäten, Häuser, Fabriken, Militärstützpunkte besetzt werden. Diese Aktionsform entspricht libertären Grundsätzen. Sie dient dem Aufbau und der Verteidigung einer freien Gesellschaft.

Gefahr des Nihilismus:

Viele in unserer Gesellschaft glauben, daß der Anarchismus nicht durchsetzbar ist und sind in ihrer Hoffnung auf eine freie Gesellschaft sehr skeptisch.

In der Zarenzeit haben junge Russen (Anhänger von Turgenjew 1850) Staat, Moral, Gesellschaft verneint und terroristische Anschläge als radikale Aktionsform gegen die verhaßten Institutionen verübt.

Dieser Versuch, die Gesellschaft physisch anzugreifen, hatte schlimme Folgen.

 

BOHEME

Diese Weltanschauung war eine gemäßigte Form von Anarchistischer Weltanschauung. Der Boheme hebt sich nach seinem Selbstverständnis von der Gesellschaft ab., obwohl er in ihr und durch sie lebt.

Er verweigert gesellschaftliche Werte und reagiert auf sie mit Amusement und Provokation. Das negative an der Boheme ist, daß sie aktive Kräfte hemmt.

 

HEUTE

Heute bilden die Anarchisten eigene zwanglose Gemeinschaften, gegründet auf in der Gesellschaft lebende und arbeitende Menschen. Sie sind die Keimzelle einer neuen Gesellschaftsform.

Sie sind eine lebensfähige Form der Zuflucht vor den Ansprüchen der Obrigkeit.

 

PERMANENTER PROTEST

Moderne Anarchisten haben keine Hoffnung auf das Erlangen des Zieles, d.h. Realisierung der Anarchie, Zerstörung der Gesellschaft.

Deshalb ist auch nicht die Zukunft als Utopie wichtig, sondern die bittere Erkenntnis der heutigen Realität.

Dennoch müssen die Anarchisten ihre Ideen weiterverfolgen, auch wenn sie wissen, daß ihre Bemühungen nicht zum gewünschten Ziel führen werden.

Anarchisten waren immer in der Minderzahl daher ist ihre Mitwirkung an größeren linken Bewegungen empfehlenswert. Damit ist in erster Linie eine Mitarbeit in der Arbeiterbewegung, der Friedens-/Anti-AKW-Bewegung oder der Realisierung der Gleichberechtigung von Frauen gefordert.

Durch das Bündnis mit Nicht – Anarchisten besteht natürlich die Preisgabe anarchistischer Grundsätze. Jedoch wenn sich die Anarchisten nicht an anderen Gruppen beteiligen, besteht die Gefahr des Sektierertumes.

Die Anarchisten sollten sich bei den Bündnissen mit Nicht-Anarchisten über die enge Verknüpfung der Wahrung libertärer Methoden in der Bündnisarbeit mit der Anwendung konkreter Methoden zur Verfolgung eines bestimmten Zieles im klaren sein